"Nichts ist gut in Afghanistan!" - der Satz, mit dem die evangelische Ex-Bischöfin Margot Käßmann berühmt wurde, markiert diese Haltung idealtypisch. Einerseits übt man radikale Kritik an der bösen Wirklichkeit, andererseits zieht man sich selbst ins Reich der reinen Moral zurück, in dem allenfalls gemeinsame Gebete mit den Taliban erlaubt sind. Politik ist hier längst nur noch Ayurveda für die unschuldige Seele, die sich keinesfalls die Hände schmutzig machen will. "Ich finde Krieg schlicht und ergreifend grauenvoll", schreibt sie in ihrem jüngsten Bestseller "Sehnsucht nach Leben", "und alle Rechtfertigungsversuche für kriegerisches Handeln haben für mich einen schalen Beigeschmack".
Gerne glauben wir, dass Margot auch den Zweiten Weltkrieg schlicht und ergreifend grauenvoll fand, aber diese pseudonaive Kindersprache verrät mehr über sie selbst als über das Wesen des Krieges. Merkwürdig nur, dass sie bis heute nicht ein einziges Mal in Afghanistan war, um Gebetsvorbereitungen mit friedliebenden Taliban zu treffen. Aber darum geht es natürlich gar nicht. Denn: "Frieden fängt ja im eigenen Umfeld an", wie sie in ihrem neuesten Erbauungswerk für die kritische Seele dekretiert.
Hier betrachten wir den Margot-Käßmann-Komplex in seiner reinsten Form: Es geht um den Frieden in mir selbst. Die böse Welt da draußen hat nichts damit zu tun. Sie ist nur eine diffuse Erscheinung hinter den Glasbausteinen des eigenen Glaubens. Deshalb wird man den Satz "Nichts ist gut in Syrien" von der Heiligen Margot niemals hören. Dafür reicht ihre "Fantasie" einfach nicht aus, die nichts anderes ist als der bigotte Moralismus einer frömmelnden Selbstgerechtigkeit.
dradio.de
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