Sehr geehrter Roman Herzog…
... mit Überraschung und Irritation habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie anlässlich der Verleihung eines Medienpreises am 24. Februar als Laudator für den Bethlehemer lutherischen Pfarrer Mitri Raheb angekündigt sind. Als evangelischer Theologe, der seit rund zwei Jahrzehnten im christlich-jüdischen Gespräch engagiert ist, und Militärseelsorger möchte ich Sie in dieser persönlichen Zuschrift sehr herzlich bitten, Ihre Mitwirkung an der Ehrung Rahebs noch einmal zu überdenken.
Die unbestreitbare Affinität einiger aktueller Aussagen Rahebs zu Positionen der “Deutschen Christen” der NS-Zeit - an prominentester Stelle wäre hier seine Behauptung, Jesus sei kein Jude gewesen, anzuführen - stellt auch Rahebs theologische Lehrer in ein sehr fragwürdiges Licht. Eine in Deutschland vollzogene Ehrung Rahebs als palästinensischen “Befreiungstheologen”, an der zudem ein profilierter, politisch herausgehobener Protestant von Ihrem Rang beteiligt wäre, müsste vollends das Gespräch zwischen Juden und Christen in unserem Land nachhaltig belasten.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitte prüfen Sie die komplexe Sachlage und sehen Sie von einer Lobrede auf Mitri Raheb ab. Es gibt viele denkbare Wege, auf das harte Schicksal der Christen in Bethlehem aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen; ein Ihrer unwürdiges Einstimmen in den Chor unreflektierter Israelfeindschaft - und als nichts anderes könnte eine Laudatio auf Mitri Raheb als herausragenden Vertreter der “palästinensischen Befreiungstheologie” m. E. wahrgenommen werden - nützt unseren christlichen Geschwistern sicherlich am wenigsten und stärkt die Falschen.
achgut
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