Donnerstag, 29. Oktober 2009

Rechtfertigungslehre

Der Streit um die Rechtfertigungslehre war ein Kernstück der Konflikte des 16. Jahrhunderts, die zur Trennung der Protestanten von der römischen Kirche führten. "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?", fragte der Reformator Martin Luther. Für ihn bildete die Antwort auf diese drängende Frage das Herzstück seiner Theologie: "Allein aus der Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken", so formuliert die "Gemeinsame Erklärung" die Antwort.

Verhältnis von Glaube und Handeln

In dem Streit, der zu den gegenseitigen Lehrverurteilungen der lutherischen Bekenntnisschriften und des Trienter Konzils führte, ging es, moderner ausgedrückt, um das Verhältnis von Glaube und Handeln, Theorie und Praxis, Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Zentral und unumstritten ist jedenfalls für das christliche Bild vom Menschen, dass der Mensch nicht nur an der Summe seiner Taten zu messen ist, sondern seine unverlierbare Würde als Geschöpf Gottes hat.

Die "Gemeinsame Erklärung" war das Ergebnis eines mehrjährigen Dialogprozesses zwischen dem Vatikan und dem Lutherischen Weltbund (LWB). Dabei musste nicht zuletzt das Problem gelöst werden, dass es auf Seiten des LWB, dem mehr als 100 Kirchen angehören, kein der katholischen Kirche entsprechendes Lehramt gibt. So wurden die Mitgliedskirchen an der Beratung über den Entwurf beteiligt, die sich aber nicht alle äußerten.

Dennoch hat keine breite Beschäftigung mit der Erklärung eingesetzt. Das dürfte vor allem daran liegen, dass Luthers Kernfrage: "Wie kriege ich einen gnädigen Gott?" den Menschen des 21. Jahrhunderts nicht in dieser Form umtreibt. Zudem irritiert, dass es trotz dieser Übereinkunft in der Debatte um die kirchlichen Ämter und die Eucharistie- oder Abendmahlsgemeinschaft noch keine greifbaren Fortschritte gegeben hat. Vor dem Jubiläumstreffen in Augsburg stellt sich somit die Frage, ob die Festredner - unter ihnen Kurienkardinal Walter Kasper, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der evangelische Theologe Eberhard Jüngel - dem Dialog einen neuen Schub geben können.

http://www.katholisch.de/Nachricht.aspx?NId=2637

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