Montag, 22. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXX

Niemand lebt gegen die Weisung Gottes und ist gesegnet.
Bei dem unten genannten Gleichnis hat Jesus nicht nur eine einzelne Person (die des Reichen) im Blick, hier geht es um die gesamte Wirtschaftsweise einer Gesellschaft. „So ergeht es dem Schätzesammler“, so ergeht es einer Gesellschaft, deren oberstes Ziel das Schätzesammeln ist. „Gier ist gut!“ Das war der Schlachtruf der New Economy. Falsch. Gott ist gut! Deshalb gehen die Gierigen pleite oder kriegen ein Magengeschwür oder werden bestreikt oder werden von Kleinaktionären mit Eiern beworfen, mit bösen Worten bedacht und mit Strafanzeigen überzogen. „Man wird deine Seele von dir fordern“ – diejenigen, die sich betrogen oder hintergangen oder ausgenutzt fühlen, werden dir die Hölle heiß machen und werden das zurückfordern, was dich lebendig macht und was dir deine „Seelenruhe“ beschert hat: Deine großen Vorräte für viele Jahre. „Morgens noch auf hohen Rossen, abends durch die Brust geschossen“ - gestern warst du noch ein „Superstar“ und heute kannst du nur noch unter Polizeischutz zum Golfplatz. Aber worüber willst du dich beschweren? Lebe nach der Weisung Gottes oder rutsch‘ uns den Buckel runter.

Man kann sich in unserem Kreis leicht darauf verständigen, dass dies eine Botschaft für die Reichen ist. Aber laßt uns nachdenken. Ist es nicht so, dass Arme genauso gierig und habsüchtig sein können? Was Jesus tadelt ist die innere Einstellung, nicht den Besitz als solchen, sondern den Umgang mit den erwirtschafteten Gütern und die innere Haltung dazu.

Dienstag, 16. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXVIIII

Fortsetzung Arm zu sein bedarf es wenig

Schauen wir uns folgendes Gleichnis an:

Lukas 12, 13-21:
„Sehet zu und hütet euch vor jeglicher Habsucht! Denn niemandes Leben hängt von dem Überfluß ab, den er an Gütern hat. Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Eines reichen Mannes Feld hatte reich getragen. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Das will ich tun, ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darin alles, was mir gewachsen ist, um meine Güter aufspeichern und will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und sei guten Muts! Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wem wird gehören, was du bereitet hast? So geht es jedem, der sich Schätze sammelt und nicht reich ist für Gott.“

Ja, war dieser Mensch denn nicht klug? Was hat er denn anderes gemacht als einen „guten Fischzug“, wie die Jünger im vorherigen Beispiel auch?
Was sagt die Bibel? „Wer Getreide zurückhält, den verfluchen die Leute; aber Segen kommt auf das Haupt dessen, der Getreide verkauft.“
Die Menschen, die damals dieses Gleichnis hörten, wussten es einzuordnen, denn die Lehre der Rabbinen lautete: „Man darf keine Früchte (d.h. Getreide), Dinge, die als Lebensmittel dienen, z.B. Wein, Öl und Mehl, aufspeichern ... Man darf im Israellande Früchte für drei Jahre aufspeichern: für das Vorjahr des Sabbathjahres, für das Siebentjahr und für das Nachjahr des Siebentjahres.“ Ferner: „Man darf im Israellande an Dingen, die als Lebensmittel dienen, zum Beispiel Wein, Öl und Mehl, nichts verdienen (d.h. der Zwischenhandel ist verboten).“

Vielleicht hat von den Ossis im Lande noch einer das Lied von Ernst Busch im Ohr, in dem das Horten und Zurückhalten, sogar das Vernichten von Lebensmitteln angeprangert wird: „D‘rum rin mit dem Weizen in die Feuersbrunst!“ Schmeißt die Kaffeesäcke ins Meer, damit der Preis wieder steigt! Verbrennt die Rinder, das Rindfleisch ist zu billig. Haltet die Ernte zurück, die Inflation ist zu hoch!

Der reiche Grundbesitzer handelt der thora zuwider, und das kann nicht gut gehen.
Alles meins! Denkt er und liegt natürlich falsch: Wenigstens der Zehnte gehört ihm überhaupt nicht, er betrügt Gott und das kann nicht gutgehen.

„Soll ein Mensch Gott berauben , wie ihr mich beraubt? Aber ihr fragt: Wessen haben wir dich beraubt? Der Zehnten und der Abgaben! Mit dem Fluch seid ihr belegt worden, den mich habt ihr betrogen, ihr, das ganze Volk! Bringet aber den Zehnten ganz in das Kornhaus, auf dass Speise in meinem Hause sei, und prüfet mich doch dadurch, spricht der Herr der Heerscharen, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun und euch Segen in überreicher Fülle herabschütten werde!“

Samstag, 13. März 2010

Mystiker-Zitat der Woche

Schüler: Aber wie soll ich (diesen nackten Grund der Seele, leer von allem Selbst) begreifen? Meister: Wenn Du dich daran machst, es zu begreifen, dann wird es von Dir hinwegfliegen. Wenn Du Dich aber gänzlich ihm auslieferst, dann wird es mit Dir fortdauern und es wird das Leben Deines Lebens werden und natürlich für Dich.

Jakob Böhme

Freitag, 12. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXVIII

Fortsetzung "Arm zu sein bedarf es wenig"

Wenn Kunden deine Rechnung nicht bezahlen: Was bringt dich auf, die Tatsache, dass du einige Bücher, die du so gern hättest und dringend brauchst nicht kaufen kannst oder die Tatsache, dass nun einiges an Material, welches die Sonntagsschule benötigt, nicht gekauft werden kann? Worum sorgst du dich? Der Rat Jesu, die freundliche Weisung Gottes lautet: Sorge dich nicht um die Dinge, von denen der Vater sowieso weiß, dass du sie brauchst, sorge dich um die Dinge, die dazu beitragen, dich und andere ins ewige Leben zu bringen. Das heißt nicht, dass du in allem und jedem Verzicht zu üben hast, das heißt, dass du deine Einstellung änderst und das Ziel deiner Arbeit, deines Sparens, deiner Sorge neu bestimmst: Sorge ich mich um eine ausreichende Versorgung mit Schokolade oder um eine ausreichende Versorgung mit Matzen für das Abendmahl? Was ist meine Triebfeder? Wenn die Triebfeder stimmt, wenn das Motiv, nämlich zuerst nach „Gottes Reich“ zu trachten, stimmt, dann wird alles andere hinzu getan. Es wird also keinen Mangel geben.

Montag, 8. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXVII

Fortsetzung "Arm zu sein bedarf es wenig"

Laßt uns dazu eine weitere Stelle anschauen, nämlich Johannes 6,27ff:
„Wirket nicht (arbeitet nicht für) die Speise, die vergänglich ist, sondern die Speise, die ins ewige Leben bleibt. Welche des Menschen Sohn euch geben wird... ich bin das lebendige Brot, vom Himmel herabgekommen... das Brot, dass ich geben werde ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt ... ich sge euch, wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esset und sein Blut trinket, so habt kein Leben in euch ... denn mein Fleisch ist wahrhafte Speise und mein Blut wahrhaftiger Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“

Für welche Speise sollen wir also arbeiten? Wofür sollen wir sorgen?
Auch hier gibt es, meine ich, nur eine Antwort: Wir sollen dafür sorgen, dass Menschen mit dem wahren Trank und der wahren Speise versorgt werden können.
Ob wir nun arbeiten oder auf die Überweisung der Rente oder der Stütze warten oder ob wir von den Erträgen unseres Vermögens leben: Wir sollen die Speise wirken, die ins ewige Leben bleibt.
Darf ich keine Wohnung mehr mieten oder kein Haus kaufen? Soll ich kein Auto haben oder bei der BVG schwarzfahren müssen? Darf ich keinen Fernseher und keinen Schmuck oder Uhr besitzen? Ich denke darum geht es gar nicht. Es geht darum, worum ich mich sorge und wofür ich in erster Linie sorge: Arbeite oder spare ich für meinen (sicher wohl verdienten) Urlaub oder habe ich bei meiner Arbeit im Kopf, dass die Kirche, in der sich die Gläubigen versammeln ein neues Dach braucht? Wenn ich mich darum sorge, ob in diesem Monat die Stütze reicht und das Wohngeld noch kommt, gilt meine Sorge dann dem Inhalt bzw. der Leere meines Kühlschranks oder habe ich Angst darum, dass vielleicht der Wein für das Abendmahl ausgeht und der Weihrauch alle wird? Das ist keine Frage nach viel oder wenig Geld, das ist eine Frage nach der inneren Einstellung.
Wenn ich keine Arbeit habe und deshalb nicht richtiges Geld verdiene, ärgert mich dann, dass ich nicht in Urlaub fahren kann wie andere Leute, oder ärgere ich mich darüber, dass ich kein ordentliches Opfer geben kann und die Kirche deshalb kein Geld für neue Gesangbücher hat? Wofür „wirke“ ich? Was ist mein Motiv?

Sonntag, 7. März 2010

Mystiker-Zitat der Woche

Um Freude an allem zu erreichen, begehre Freude zu haben an nichts! Um alles zu besitzen, begehre nichts zu besitzen! Um alles zu sein, begehre nichts zu sein! Um alles zu wissen, begehre, nichts zu wissen!

Johannes vom Kreuz

Donnerstag, 4. März 2010

Herausforderung für Seelsorger

Der Brief unten ist ein fiktives Schreiben, dass eine junge Frau an ihre Eltern richtet. Er stammt von Hadassa Luk und ist im Original auf Englisch auf aish.com zu lesen.
Ich gebe ihn nachstehend in eigener Übersetzung wieder, um den Seelsorgern oder angehenden Seelsorgern unter uns etwas zu geben, auf dem sie herumkauen können. Vielleicht mas jemand seine Gedanken dazu mitteilen, was ein Seelsorger der jungen Frau raten kann.

"Mein Brief ist an euch geschrieben, aber er ist für mich beabsichtigt. Um Dinge im Inneren zu klären. Um mich selbst besser zu verstehen. Um die Untiefen des menschlichen Herzens zu verstehen.

Ich kann euch nicht einmal so anreden, wie ich es sollte. Es tut zu weh. Soll ich mit Fragen beginnen? Soll ich damit anfangen euch zu erzählen, was mir durch den Kopf geht? Was mir vermutlich seit meiner Geburt das Herz schwer macht? Vielleicht schon seitdem du mich empfangen hast? Ich weiß nicht, was du gefühlt hast, als du mit mir schwanger warst, aber ich vermute es waren nicht die gesundesten Gefühle. Ich weiß, dass du mich in den ersten wenigen Minuten meines Lebens nicht sehen wolltest. Mein Leben plagte dich.

Ich weiß nicht einmal, wie ich diesen Brief schreiben soll. Es ist in den tiefsten Winkeln meines Herzens verborgen, in den innersten Kammern. Ich war zu ängstlich, diese Kammern zu betreten. Ich hatte nicht die emotionale Stärke, dorthin zu gehen. Du hast mir sehr viel Kummer gemacht. Ich bin deinetwegen ein verkrüppeltes menschliches Wesen geworden. Ich bin deinetwegen ohne Eltern aufgewachsen und bin niemals ein Kind gewesen. Ich habe nie gewusst, was es heißt, jemandem zu vertrauen, denn das hast du mir genommen. Ich habe gelernt, Angst vor Menschen zu haben, denn du hast mich diese Angst gelehrt.

Ich habe seitdem gelernt, dass der Mangel an einer Mutter und an Liebe nie wirklich gefüllt oder ausgeglichen werden kann. Ich lebe diese Leere Tag für Tag. Ich habe gelernt, dass man, wenn jemand dich liebt, man das nicht zu tief aufnehmen darf, denn man kann darauf keine 20 oder mehr Jahre bauen. Ich habe gelernt, gegen Schmerz und Beleidigung immun zu sein, weil du mir dieses so oft angetan hast. Es war einfach Teil meines Lebens, Teil davon, morgens aufzustehen und sich durch einen neuen Tag zu kämpfen.

Du hast mich gelehrt, in meine eigene Welt zu gehen, die in sich nicht sehr angenehm war, weil du in deiner eigenen Welt gelebt hast, als ich ein Kind war. Ich habe gelernt die Welt da draußen als Bedrohung zu sehen, so als ob es die Menschen auf mich abgesehen hätten. Ich habe gelernt, mich von freundlichen Geseten wegzuducken und ich weiß nicht, wie man aus verletzenden Situationen herauskommt, weil du zwischen diesen beiden zu oft gewechselt hast. Ich habe gelernt, die Zähne zusammenzubeißen, wenn ich bemängelt werde, weil das alles war, was ich von dir zu hören bekam. Ich weiß nicht, wie man Lob annimmt, weil ich nie ein Lob wert gewesen bin. Ich lernte nicht zu lachen, denn das hast du mir nicht erlaubt. Ich lernte nie "nein" zu sagen, wenn es erforderlich ist, weil du mir diese Wahl nie gelassen hast. Ich weiß nicht, wie man ein produktives Mitglied der Gesellschaft sein kann, weil du von mir verlangt hast, so viel zu produzieren.

Ich bin jung an Jahren aber alt in Unverwüstlichkeit. Zu alt. Ich habe gelernt, mich vor Verantwortung zu drücken, weil du nie Verantwortung übernommen hast. Ich habe gelernt, dass Strafen hereinbrechen, egal wie meine Absichten waren, denn für dich war nichts jemals gut genug. Ich habe gelernt, dass es einfach ist, andere für eigene Unzulänglichkeiten verantwortlich zu machen, weil ich das ständig von dir gehört habe.

Ich habe gelernt, dass unterdrückte Emotionen viel besser und sicherer sind, weil du mich sie nie hast ausdrücken lassen und ich es mir nicht leisten konnte, sie zu fühlen. Ich lernte, dass es in Ordnung ist, in dieser Welt allein zu sein, weil du niemanden in meine Welt hineingelassen hast. Ich lernte, dass es besser ist, sich zu verstecken, denn wenn ich das nicht tat, bist du über mich hergefallen. Ich lernte wie man da sein und zugleich unsichtbar sein kann, denn wenn ich gesehen wurde, ging es nie gut aus. Ich lernte, dass es nicht gut ist, sich zu seinen Fehlern zu bekennen, denn ich wurde immer für deine Fehler beschuldigt. Ich lernte, dass ich es verdient habe, wenn ich Schmerzen hatte, denn das hast du mir immer gesagt.

Ich lernte, mich von Menschen überrollen zu lassen, weil ich glaubte, ich könne deine Zustimmung, deine Liebe gewinnen, wenn ich das erlauubte. Ich lernte, dass Liebe an Bedingungen geknüpft ist. Ich lernte, dass Werte wertlos sind, weil du keine hattest. Ich lernte, um das zu betteln, was ich brauchte, denn das war der einzige Weg, etwas zu bekommen.

Ich habe zuviele Dinge gelernt, um sie alle hier aufzulisten. Die meisten davon waren negativ. Aber das eine Positive, welches das Leben mich gelehrt hat, besteht darin, dass, wenn ich meine, ich könne einfach nicht mehr, Gott mir eine neue Portion Stärke schickte.
Ich wünsche nur, ich hätte das auf eine andere Art gelernt. Ich wünsche einfach, ich hätte Eltern, auf die ich stolz sein kann, wünsche, dass meine Kindheit nicht so verschwendet worden wäre. Ich wünsche, dass ich durch eure Lehren und eure Verbogenheit nicht so verkrüppelt wäre. Wie sehr wünsche ich, dass ich ein anderes Leben kennengelernt hätte, dass ich durch eure Lehren richtig von falsch unterscheiden könnte. Ich kenne das Falsche, aber nicht das Richtige.

Ich möchte in der Lage sein, euch all das zu sagen, aber dazu bin ich nicht in der Lage und werde es vielleicht niemals sein. Ich möchte, Gott helfe mir, meinen Kindern alles geben, was ich nicht hatte, aber wie soll ich das machen? Ich möchte die Balance zwischen Zurechtweisung und Liebe kennen, aber das habe ich nie gesehen. Vielleicht ist es ein und dasselbe. Man kann nicht zurechtweisen ohne Liebe.

Ich hoffe, dass ihr eines Tages Stolz auf mich sein werdet, auch wenn es mir schwer fällt, zu wissen, dass ich euch eine Freude mache. Aber, was wichtiger ist, ich muss auf mich selbst stolz sein können.

Ich bete, dass mein Leben eine Lektion für meine zukünftigen Jahre sein kann. Dass ich nur gute Dinge aus meiner Vergangenheit lerne. Dass ich Feindschaft mit der Gnade eines Erwachsenen begegnen kann und nicht mir dem Kummer eines Kindes. Dass ich es lerne, mich nicht auf meine Behinderungen zu stützen, sondern dass ich sie benutzen kann, um vorwärts und nach oben zu kommen.

Ich hoffe, dass ich eines Tages in der Lage sein werde, stolz dazustehen und zu sagen, dass ich als Gewinner herausgekommen bin, trotz meiner Vergangenheit. Oder vielleicht gerade wegen ihr."

Mittwoch, 3. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXVI

Arm zu sein bedarf es wenig

Laßt uns nochmals zu der Frage zurückkehren, wer denn nun arm ist und wer reich ist, wer leicht durch das Nadelöhr geht und wer darin stecken bleibt.

Lesen wie die uns schon bekannte Stelle in Matth. 6, in der es um das Schätze- sammeln und das Sorgenmachen geht, Matth. 6: 19- 34. Also, ihr sollt euch keine Schätze auf Erden sammeln und ihr sollt zuerst nach dem Reich Gottes trachten und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere hinzu getan werden.
Nun wurde bereits der Verdacht geäußert, man müsse ja eigentlich dann seine Arbeit hinschmeißen und nur noch aus der Versorgung Gottes leben. Sagt Jesus nicht, dass diejenigen, die ihm nachfolgen, alles aufgeben müssen und sich seiner Versorgung anzuvertrauen haben?
Sehen wir nach, was geschah, als Jesus seine Jünger aufforderte, ihm nachzufolgen.
Eine interessante Stelle hierzu ist Lukas 5: 3-11, hier die Verse 6-11:
„Und als sie das getan, fingen sie eine große Menge Fische; aber ihr Netz begann zu reißen. Da winkten sie den Gefährten, die im andern Schiffe waren, dass sie kämen und ihnen hülfen; und sie kamen und füllten beide Schiffe, so dass sie zu sinken begannen ... und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; von nun an sollst du Menschen fangen! Und sie brachten die Schiffe ans Land, verließen alles und folgten ihm nach.“
Eine weitere Stelle für unseren Zusammenhang steht bei Johannes 21, 6:
„Jesus sprach zu ihnen: Werfet das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden! Da warfen sie es aus und vermochten es nicht mehr zu ziehen vor der Menge der Fische.“
Dann folgt nach Markus und Matthäus die Aussendung per Missionsbefehl.
Merken wir etwas?

Es geht nicht darum, keine große Ernte zu haben, keinen richtigen Fischzug zu machen. Die Jünger - und hier auch insbesondere ihre Familien, wenn die Männer weggegangen sein werden - werden versorgt und nicht gerade kleinlich. Aber für was werden sie versorgt? Was ist die Absicht dabei, was ist das Ziel der Versorgung? Ich meine, es gibt nur eine Antwort: Damit sie für das Reich Gottes arbeiten können.

Montag, 1. März 2010

Lehrrede auf dem Berg XXV

Fortsetzung von "Arm im Geiste"

Eckehart sagt, die Auffassung der Meister, wonach ein Mensch aller Dinge ledig sein soll, damit er eine Stätte sein könne, in der Gott wirken kann, geht nicht weit genug. Denn dann ist der Mensch noch nicht arm, er hat ja noch diese Stätte in sich, die er Gott für sein Wirken anbieten kann. „.. Gott strebt für sein Wirken nicht danach, dass der Mensch eine Stätte in sich habe, darin Gott wirken könne; sondern das (nur) ist Armut im Geiste, wenn der Mensch so ledig Gottes und aller seiner Werke steht, dass Gott, dafern er in der Seele wirken wolle, jeweils selbst die Stätte in sich habe, darin er wirken will – und dies täte er (gewiß) gern. Denn, fände Gott den Menschen so arm, so wirkt Gott sein eigenes Werk und der Mensch erleidet Gott so in sich, und Gott ist eine eigene Stätte seiner Werke; der Mensch (aber) ist ein reiner Gott-Erleider in seinen (=Gottes) Werken angesichts der Tatsache, dass Gott einer ist, der in sich selbst wirkt. Allhier, in dieser Armut erlangt der Mensch das ewige Sein (wieder), das er gewesen ist und das er jetzt ist und das er ewiglich bleiben wird.“
Das kommt uns vielleicht reichlich merkwürdig vor. Aber was verstehen wir denn bislang unter solchen Aussprüchen wie: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ oder „der Vater wird kommen und Wohnung bei euch machen“ oder „getauft zu sein in den Heiligen Geist“?
Eckehart geht es dabei um die Einigung mit Gott. Das Ich wird zunichte, indem es in Gott untergeht und damit neu geboren wird. Wir kennen alle den Choral „Ich bete an die Macht der Liebe“. Was bedeutet es denn, wenn es dort heißt: „Ich will anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“? Genau das: Das Ich geht unter, die Seele wird in der Gottheit begraben, „sie wird still ganz und allein in dem Wesen Gottes.“ Es ist wie David schreibt: „Nur auf Gott wartet still meine Seele, von ihm kommt mein Heil.“ (Psalm 62,2) „Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, ist meine Seele in mir.“ (Psalm 131, 2)

Das ist das Ergebnis der Armut im Geiste und das wäre, wenn man es denn hätte, überfließender Reichtum.