Münster - Die Deutschen brauchen nach Einschätzung des Konstanzer Soziologen Bernhard Giesen auch heute noch Rituale. "Millionen sitzen vor dem Fernseher und verfolgen weinend die Krönung von Monarchen oder die Beerdigung von Papst Johannes Paul II. oder Prinzessin Diana", sagte er am Dienstag zum Auftakt der Ringvorlesung "Rituale der Amtseinsetzung" des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Westfälischen-Wilhelms Universität Münster (WWU). Solche Rituale würden als "wirklich" wahrgenommen und übten eine große Kraft und Faszination aus. "Es stimmt nicht, dass sich dies alles unter dem kalten Stern der Rationalität aufgelöst hat", unterstrich der Forscher.
Auch im privaten und politischen Bereich seien Rituale weiterhin üblich, erklärte der Soziologe. Als Beispiele nannte er Umarmungen zur Begrüßung, Abstimmungen am Ende von Gremiensitzungen, Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit und für den Frieden sowie Blockaden in Mutlangen. "Solche Aktionen sind Hoffnung- und Widerstandsrituale", sagte Giesen. Sie könnten helfen, Identität zu erschaffen. Die Europäische Union habe genau hier ein Problem. Ihr fehlten bislang die mit erlebbaren Augenblicke, um eine echte Gemeinschaft zu begründen.
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Zu gottesdienstlichen Ritualen später mehr auf diesem Blog
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