Samstag, 28. Januar 2012

Medienpreis für Mitri Raheb

Sehr geehrter Roman Herzog…

... mit Überraschung und Irritation habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie anlässlich der Verleihung eines Medienpreises am 24. Februar als Laudator für den Bethlehemer lutherischen Pfarrer Mitri Raheb angekündigt sind. Als evangelischer Theologe, der seit rund zwei Jahrzehnten im christlich-jüdischen Gespräch engagiert ist, und Militärseelsorger möchte ich Sie in dieser persönlichen Zuschrift sehr herzlich bitten, Ihre Mitwirkung an der Ehrung Rahebs noch einmal zu überdenken.

Die unbestreitbare Affinität einiger aktueller Aussagen Rahebs zu Positionen der “Deutschen Christen” der NS-Zeit - an prominentester Stelle wäre hier seine Behauptung, Jesus sei kein Jude gewesen, anzuführen - stellt auch Rahebs theologische Lehrer in ein sehr fragwürdiges Licht. Eine in Deutschland vollzogene Ehrung Rahebs als palästinensischen “Befreiungstheologen”, an der zudem ein profilierter, politisch herausgehobener Protestant von Ihrem Rang beteiligt wäre, müsste vollends das Gespräch zwischen Juden und Christen in unserem Land nachhaltig belasten.

Sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitte prüfen Sie die komplexe Sachlage und sehen Sie von einer Lobrede auf Mitri Raheb ab. Es gibt viele denkbare Wege, auf das harte Schicksal der Christen in Bethlehem aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen; ein Ihrer unwürdiges Einstimmen in den Chor unreflektierter Israelfeindschaft - und als nichts anderes könnte eine Laudatio auf Mitri Raheb als herausragenden Vertreter der “palästinensischen Befreiungstheologie” m. E. wahrgenommen werden - nützt unseren christlichen Geschwistern sicherlich am wenigsten und stärkt die Falschen.
achgut

Freitag, 27. Januar 2012

Haddessen?

Haddessen (pj/ah). Geschichten aus der Bibel wird es im Kindergarten Haddessen nicht mehr geben. Ein Erlass, der Gleichbehandlungsgrundsatz, verbietet dort über jahreszeitliche Feste und Rituale hinausgehende religiöse Angebote wie Bibelstunden oder Beten. Im Rathaus Hessisch Oldendorf beruft man sich auf diesen Passus. Eltern und Pastoren reagieren mit Unverständnis.
Und Inga Schulte fragt sich angesichts der Tatsache, dass zur Gruppe in Haddessen kein Kind mit Migrationshintergrund gehört, „ob das nicht ein bisschen überzogen ist mit der Gleichbehandlung“.

Mittwoch, 4. Januar 2012

Markieren, markieren

Befiehlt der Rittmeister auf dem Appellplatz: "Kompanie, aufgesessen!" Kommt der schüchterne Einwand: "Aber Herr Rittmeister, wir haben doch gar keine Pferde." Brüllt der Offizier: "Na und!? Markieren, markieren!"

Markieren - so tun als ob. Das ist beim Reiten ohne Pferde nicht so einfach, aber wie ist es mit den guten Vorsätzen, die zum Jahreswechsel so häufig gefasst werden? Ich will das Rauchen aufgeben? Markiere ich doch einfach den Nichtraucher. Sie wollen Ihre Fernsehsucht hinter sich lassen? Tun sie doch einfach so, als hätten Sie keinen Fernseher.

Das kommt Ihnen komisch vor? Ist es ja auch. Genauso wie die Aufforderung, die Jesus an uns stellt: Bittet so, als hättet ihr schon empfangen. Brauchen Sie Weisheit für die Durchführung einer bestimmten Arbeit? Wem Weisheit mangelt, der kann Gott darum bitten, der hat genug davon und gibt gerne ab. Wenn er gebeten hat, kann er in seinem Sessel sitzen bleiben und warten, bis die Weisheit an seiner Haustür klingelt (kann lange dauern). Oder er kann, im Vertrauen darauf, dass er empfangen hat, seine Arbeit beginnen. Und dann wird er merken, dass es funktioniert.
Brauchen Sie Motivation und Kraft, um endlich Ihren Keller aufzuräumen oder den Dachboden zu entrümpeln? Bitten Sie um Kraft und fangen Sie an. Es wird klappen. Das wünsche ich Ihnen für das Neue Jahr.

Weltweite Christenverfolgung

Christen werden in Nordkorea, in Afghanistan und Saudi-Arabien weltweit am stärksten verfolgt. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2012 hervor, den das christliche Hilfswerk Open Doors in Kelkheim im Taunus veröffentlicht hat. Neun der zehn vorderen Plätze belegen islamisch geprägte Staaten. „Die Situation für Christen hat sich zunehmend dort verschlechtert, wo auch der islamische Extremismus zugenommen hat“, bilanziert Open Doors.

Nach Schätzungen von Open Doors werden weltweit rund 100 Millionen Menschen wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt. Alljährlich bewertet das Hilfswerk die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen vor Ort, von Berichten über Übergriffe und Experteneinschätzungen.

welt.de

Montag, 26. September 2011

Vertrauensfrage

In Predigten hoeren wir es immer wieder, wir sind selbst davon ueberzeugt und haben es wohl auch schon selber gesagt: Der Glaube kommt aus der Predigt. Manch ein Prediger hat sich dadurch verleiten lassen, sein gesamtes Wissen in eine Predigt zu packen und diese um Stunden auszudehnen. Glaeubigen Eltern wird geraten, schon frueh ihren Kinder zu predigen, damit sie bald zum Glauben kommen.
Und dann liest man im Hebraeer-Brief, dass jenen in Meriba das Wort der Predigt nichts nutzte, weil sie es nicht mit Glauben vermischten. Wie kann der Glaube aus der Predigt kommen, wenn die Predigt, um wirksam zu sein, schon Glauben voraussetzt?

Vielleicht ist es so: Das hebraeische ebenso wie das griechische Wort, dass wir meistens mit Glauben wiedergeben, bedeutet auch Vertrauen. Vertrauen kann auch dort vorhanden sein, wo es noch keinen Glauben gibt. Vertrauen ist eine allgemein menschliche Eigenschaft, die dort entsteht, wo ein Kind in Verhaeltnissen aufwaechst, welche die Erfahrung von Vertrauen ermoeglichen.
Wenn Kinder nicht das Gefuehl und die Gewissheit haben, dass die Eltern fuer sie da sind, sie annehmen und beschuetzen sind die Worte der Predigt ohne Wert, sie koennen nicht mit Vertrauen vermischt werden und nuetzen nichts.
Es ist daher Aufgabe der Eltern, den Kindern die Moeglichkeit zu schenken, Vertrauen entwickeln zu koennen. Ohne das sind die Worte der Predigt nur eine toenende Schelle und klingendes Erz.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Flashmob-Lobpreis

Schmaler Weg und enge Pforte

„Geht ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.“ (Matthäus 7, 13 f).

Der im September 2000 verstorbene italienische Wirtschaftshistoriker und Schriftsteller Carlo Cipolla hat, vermutlich ohne es zu wissen, zur Auslegung dieser Bibelstelle einen erhellenden Beitrag geschrieben, der in der Welt besprochen wurde. Ich möchte meinen Beitrag dazu mit diesem Auszug ergänzen:

Vielleicht steckt hinter unserem Dilemma einfach ein Probabilitätsproblem: der inhärente Wahrscheinlichkeitsunterschied zwischen dem Einschlagen des einen rechten Weges und der vielen falschen Wege. Der Pfad der Tugend ist schmal, aber der Irrtum hat das ganze Gelände für sich. Auf der einen Seite haben wir das Valide, das Wahre und das Gute: wünschenswerte Ziele, aber eben nur drei. Auf der anderen Seite sind es Legionen: Unsinn, Nonsens, Schmarren, Stuss, Blech, Humbug, Narretei, Torheit, dummes Zeug, Mumpitz, Quatsch, Unfug. Nachdem wir unsere wenigen Gebote niedergeschrieben haben, eröffnen sich uns Myriaden von Gelegenheiten, darauf zu pfeifen.

Dies wurde von dem italienischen Wirtschaftshistoriker Carlo Cipolla in seinem Aufsatz "Die Prinzipien der menschlichen Dummheit" klar herausgearbeitet. Wie Cipolla feststellte, ist das Schlechte statistisch wahrscheinlicher als das Gute. Von den vier Kategorien des Menschen - die er als die Unbedarften, die Intelligenten, die Banditen und die Dummen bezeichnet - bestehen drei aus Personen, die aufgrund ihres Charakters dazu ausersehen sind, anderen und/oder sich selbst Schaden zuzufügen.

In weiteren Befunden macht Cipolla deutlich, dass es in jeder menschlichen Gruppe (er schließt Professoren und Nobelpreisträger ausdrücklich ein) einen konstanten Prozentsatz an Dummheit gibt; er zeigt, dass jeder von uns die Menge dummer Individuen und ihre Macht, Schaden anzurichten, unterschätzt, und er unterstreicht, dass die Dummen von allen Gruppen am gefährlichsten sind, weil sie die Folgen ihrer Handlungen nicht beabsichtigen. "Tagein, tagaus wird man bei seinem Tun permanent von dummen Menschen belästigt, die plötzlich und unerwartet an den unpassendsten Orten und zu den ungelegensten Zeitpunkten auftauchen." Der Irrtum ist durchdringend, allgegenwärtig.