Befiehlt der Rittmeister auf dem Appellplatz: "Kompanie, aufgesessen!" Kommt der schüchterne Einwand: "Aber Herr Rittmeister, wir haben doch gar keine Pferde." Brüllt der Offizier: "Na und!? Markieren, markieren!"
Markieren - so tun als ob. Das ist beim Reiten ohne Pferde nicht so einfach, aber wie ist es mit den guten Vorsätzen, die zum Jahreswechsel so häufig gefasst werden? Ich will das Rauchen aufgeben? Markiere ich doch einfach den Nichtraucher. Sie wollen Ihre Fernsehsucht hinter sich lassen? Tun sie doch einfach so, als hätten Sie keinen Fernseher.
Das kommt Ihnen komisch vor? Ist es ja auch. Genauso wie die Aufforderung, die Jesus an uns stellt: Bittet so, als hättet ihr schon empfangen. Brauchen Sie Weisheit für die Durchführung einer bestimmten Arbeit? Wem Weisheit mangelt, der kann Gott darum bitten, der hat genug davon und gibt gerne ab. Wenn er gebeten hat, kann er in seinem Sessel sitzen bleiben und warten, bis die Weisheit an seiner Haustür klingelt (kann lange dauern). Oder er kann, im Vertrauen darauf, dass er empfangen hat, seine Arbeit beginnen. Und dann wird er merken, dass es funktioniert.
Brauchen Sie Motivation und Kraft, um endlich Ihren Keller aufzuräumen oder den Dachboden zu entrümpeln? Bitten Sie um Kraft und fangen Sie an. Es wird klappen. Das wünsche ich Ihnen für das Neue Jahr.
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Mittwoch, 4. Januar 2012
Mittwoch, 20. April 2011
"Jesus hat Sie lieb" - Kündigungsgrund
Mit religiösen Überzeugungen halten sich Arbeitnehmer Kunden und Kollegen gegenüber besser zurück. „Der Arbeitsplatz ist nicht der Platz, um religiöse Weltanschauungen zu verbreiten“, sagt der Arbeitsrechtler Michael Eckert aus Heidelberg. „Arbeitnehmer dürfen also nicht den Missionar spielen und versuchen, Kunden oder Kollegen zu bekehren“, erläuterte Eckert, der Vorstandsmitglied des Deutschen Anwaltvereins ist. Tun sie es dennoch und widersetzen sich damit dem Willen des Arbeitgebers, berechtige das zu einer Abmahnung und in der Folge zur Kündigung.
Das Landesarbeitsgericht in Hamm hat die fristlose Kündigung eines tief religiösen Callcenter-Agenten aus Bochum bestätigt. Der Versandhandel QVC hatte den Mann Anfang 2010 entlassen, weil er sich von Kunden am Telefon stets mit den Worten „Jesus hat Sie lieb“ verabschiedet hatte.
Das Landesarbeitsgericht in Hamm hat die fristlose Kündigung eines tief religiösen Callcenter-Agenten aus Bochum bestätigt. Der Versandhandel QVC hatte den Mann Anfang 2010 entlassen, weil er sich von Kunden am Telefon stets mit den Worten „Jesus hat Sie lieb“ verabschiedet hatte.
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Dienstag, 29. März 2011
Kein Zeichen
Aus dem Gemeindebrief der St. Bartholomäus Gemeinde, Uettingen
Von Pfarrer Peter Laudi
Es ist beschämend: kaum hatten uns die verstörenden Bilder von weggespülten Häusern, Autos, Schiffen und – nun ja – Menschen in Japan erreicht, meldeten sich umgehend die Schamanen, die in der Katastrophe religiöse Zeichen glaubten entdecken zu müssen.
Diesmal sind es jedoch nicht nur die üblichen Extremfundamentalisten, die schon beim Tsunami 2004, beim Hurrikan Katrina oder beim Erdbeben in Haiti im letzten Jahr von einer „Strafe Gottes“ schwafelten: noch während unter den Trümmern an Japans Küste Hunderte, vielleicht Tausende an Unterkühlung und inneren Verletzungen starben, konnte man in zahllosen Wortmeldungen sinngemäß davon lesen, dass sich „die Natur“ oder „die (Mutter) Erde“ gegen den ausbeuterischen Schädling „Mensch“ gewehrt
habe. Solches zu behaupten ist nicht nur neuheidnischer Blödsinn, sondern stellt darüber hinaus noch eine grandiose Geschmacklosigkeit dar. Aus dem Leiden und Sterben Tausender Kapital für die eigene Weltanschauung zu schlagen – so etwas macht man nicht! Dem Schrecken durch einen bronzezeitlichen „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ Sinn herbei zu fabulieren – macht man nicht! Damit sind schon Hiobs Freunde gescheitert, und auch Jesus machte im Hinblick auf den eingestürzten Turm zu Siloah kurzen Prozess mit irgendwelchen Sünden-Deutungen. So wie es dem Turm wurscht war, dass er 18 Menschen erschlug, ist es tektonischen Platten wurscht, dass Millionen Menschen auf ihnen wohnen. Kommt es zu einer Katastrophe, muss jede Deutung, die „den“ Menschen mittelbar oder unmittelbar dafür verantwortlich macht, zur zynischen Unverschämtheit werden. Vom „Willen Gottes“ ist dabei ganz zu schweigen – angesichts des Grauens versagt jede Theologie. Es bleiben nur Gebet und Fürbitte.
Was für Hardcore-Biblizisten und „Mutter Gaia“-Verehrer gilt, muss aber erst recht für Politiker gelten: die Tausende Erschlagenen und Ertrunkenen mit leichter Hand zur Seite fegend, hatten sie nichts Besseres zu tun, als sich – Opposition wie Regierung – auf die kritischen Reaktoren von Fukushima zu stürzen, die bislang noch keinen getötet haben. Man mag nun von Kernkraft halten was man will, aber die offensichtliche „Freude“ von manchen Grünen und Linken über die politisch verwertbare Katastrophe kommt ebenso pervers an wie das hektische und völlig unglaubwürdige Umsteuern der Koalition: es stehen Wahlen an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Nach Fukushima sei „alles anders“ hört man jetzt von Leuten, die noch vorgestern als die letzten Gralshüter der Kernkraft galten und heute AKWs vom Netz nehmen. Das ist in etwa so sinnvoll wie nach dem Absturz einer 40 Jahre alten Propellermaschine in einem Tornado über Oklahoma die Airbusflotte der Lufthansa in Frankfurt/Main zu parken. Die Einlassungen zeigen entweder politischen Opportunismus oder technische Ahnungslosigkeit – oder beides. Es ist kein Wunder, dass sich in der Folge Angst in
der Bevölkerung breit macht, die sich in ihrer Not mit Geigerzählern und Jodtabletten eindeckt (sparen Sie sich lieber das Geld). Dabei war bei uns die ganze Zeit über nicht so sehr das AKW das Problem, sondern das, was übrig bleibt: die Endlagerung der Brennstäbe. Von der ist allerdings nach wie vor keine Rede – politisch verantwortliches Handeln sieht anders aus. Verantwortliches Handeln. Überlegte Stellungnahmen. Rationaler Diskurs. Ideologiefreies Abwägen. Saubere Berichterstattung. Nüchterne Aufklärung. Das wär’ mal was! Stattdessen läuft die Maschinerie der Zeichendeutung auf Hochtouren. Die Gelegenheit war einfach zu günstig. Selbst Kirchenleute beginnen schon zu hyperventilieren und nehmen das Leid der Japaner zum Anlass, technologiefeindliche Menetekel zu malen. Ich persönlich halte mich lieber an die erste These der Barmer Erklärung aus dem kirchlichen Widerstand im Dritten Reich:
„Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer
Verkündigung außer und neben diesem einem Worte Gottes [d.h. Jesus Christus, Anm.
d. Verf.] auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als
Gottes Offenbarung anerkennen.“
Es gibt kein Zeichen. Gott spricht zu uns nicht in Beben, Tsunami und Kernschmelze. Für diese Dinge hat er uns Herz, Hand und Verstand gegeben. Aber er spricht zu uns durch Jesus Christus, der gesagt hat: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Höchste Zeit, sich daran zu erinnern.
Von Pfarrer Peter Laudi
Es ist beschämend: kaum hatten uns die verstörenden Bilder von weggespülten Häusern, Autos, Schiffen und – nun ja – Menschen in Japan erreicht, meldeten sich umgehend die Schamanen, die in der Katastrophe religiöse Zeichen glaubten entdecken zu müssen.
Diesmal sind es jedoch nicht nur die üblichen Extremfundamentalisten, die schon beim Tsunami 2004, beim Hurrikan Katrina oder beim Erdbeben in Haiti im letzten Jahr von einer „Strafe Gottes“ schwafelten: noch während unter den Trümmern an Japans Küste Hunderte, vielleicht Tausende an Unterkühlung und inneren Verletzungen starben, konnte man in zahllosen Wortmeldungen sinngemäß davon lesen, dass sich „die Natur“ oder „die (Mutter) Erde“ gegen den ausbeuterischen Schädling „Mensch“ gewehrt
habe. Solches zu behaupten ist nicht nur neuheidnischer Blödsinn, sondern stellt darüber hinaus noch eine grandiose Geschmacklosigkeit dar. Aus dem Leiden und Sterben Tausender Kapital für die eigene Weltanschauung zu schlagen – so etwas macht man nicht! Dem Schrecken durch einen bronzezeitlichen „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ Sinn herbei zu fabulieren – macht man nicht! Damit sind schon Hiobs Freunde gescheitert, und auch Jesus machte im Hinblick auf den eingestürzten Turm zu Siloah kurzen Prozess mit irgendwelchen Sünden-Deutungen. So wie es dem Turm wurscht war, dass er 18 Menschen erschlug, ist es tektonischen Platten wurscht, dass Millionen Menschen auf ihnen wohnen. Kommt es zu einer Katastrophe, muss jede Deutung, die „den“ Menschen mittelbar oder unmittelbar dafür verantwortlich macht, zur zynischen Unverschämtheit werden. Vom „Willen Gottes“ ist dabei ganz zu schweigen – angesichts des Grauens versagt jede Theologie. Es bleiben nur Gebet und Fürbitte.
Was für Hardcore-Biblizisten und „Mutter Gaia“-Verehrer gilt, muss aber erst recht für Politiker gelten: die Tausende Erschlagenen und Ertrunkenen mit leichter Hand zur Seite fegend, hatten sie nichts Besseres zu tun, als sich – Opposition wie Regierung – auf die kritischen Reaktoren von Fukushima zu stürzen, die bislang noch keinen getötet haben. Man mag nun von Kernkraft halten was man will, aber die offensichtliche „Freude“ von manchen Grünen und Linken über die politisch verwertbare Katastrophe kommt ebenso pervers an wie das hektische und völlig unglaubwürdige Umsteuern der Koalition: es stehen Wahlen an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Nach Fukushima sei „alles anders“ hört man jetzt von Leuten, die noch vorgestern als die letzten Gralshüter der Kernkraft galten und heute AKWs vom Netz nehmen. Das ist in etwa so sinnvoll wie nach dem Absturz einer 40 Jahre alten Propellermaschine in einem Tornado über Oklahoma die Airbusflotte der Lufthansa in Frankfurt/Main zu parken. Die Einlassungen zeigen entweder politischen Opportunismus oder technische Ahnungslosigkeit – oder beides. Es ist kein Wunder, dass sich in der Folge Angst in
der Bevölkerung breit macht, die sich in ihrer Not mit Geigerzählern und Jodtabletten eindeckt (sparen Sie sich lieber das Geld). Dabei war bei uns die ganze Zeit über nicht so sehr das AKW das Problem, sondern das, was übrig bleibt: die Endlagerung der Brennstäbe. Von der ist allerdings nach wie vor keine Rede – politisch verantwortliches Handeln sieht anders aus. Verantwortliches Handeln. Überlegte Stellungnahmen. Rationaler Diskurs. Ideologiefreies Abwägen. Saubere Berichterstattung. Nüchterne Aufklärung. Das wär’ mal was! Stattdessen läuft die Maschinerie der Zeichendeutung auf Hochtouren. Die Gelegenheit war einfach zu günstig. Selbst Kirchenleute beginnen schon zu hyperventilieren und nehmen das Leid der Japaner zum Anlass, technologiefeindliche Menetekel zu malen. Ich persönlich halte mich lieber an die erste These der Barmer Erklärung aus dem kirchlichen Widerstand im Dritten Reich:
„Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer
Verkündigung außer und neben diesem einem Worte Gottes [d.h. Jesus Christus, Anm.
d. Verf.] auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als
Gottes Offenbarung anerkennen.“
Es gibt kein Zeichen. Gott spricht zu uns nicht in Beben, Tsunami und Kernschmelze. Für diese Dinge hat er uns Herz, Hand und Verstand gegeben. Aber er spricht zu uns durch Jesus Christus, der gesagt hat: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Höchste Zeit, sich daran zu erinnern.
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Freitag, 11. März 2011
Nicht schuld an der Kreuzigung
Von Dina Porat
In seinem neuen Buch schreibt Papst Benedikt XVI, man solle die Juden, die zur Zeit des Zweiten Tempels lebten, und auch die Generationen, die danach kamen, nicht der Verantwortung für die Kreuzigung Jesu für schuldig erklären. Nur eine Gruppe innerhalb der Elite der Tempelpriester habe auf seinen Tod hingewirkt. Der erste Teil der Jesus-Biographe aus der Feder des Papstes, der von seiner Geburt und Kindheit handelt, erschien 2007. Nun wurde der zweite Teil veröffentlicht, der von seinen reifen Jahren und seinem Tod handelt.
Benedikt XVI ist Professor für Theologie und gilt als höchste Autorität auf seinem Gebiet. Er gilt als Vertrauter und treuer Nachfolger des vorherigen Papstes, Johannes Paul II, der in vielen Fragen eine konservative Linie vertreten und gelichzeitig viel für die Annäherung zwischen Juden und Christen getan hat.
Seine Feststellung, die Juden seien nicht schuld an der Kreuzigung, ist eine mutige Feststellung von weit reichender Bedeutung. Freilich wurde dies schon von den Teilnehmern des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 stattfand, ausgesprochen, was damals einer regelrechten theologischen Revolution gleichkam: Die Schuld an der Kreuzigung Jesu – eine brutale Strafe, die die Römer aus Furcht vor Rebellion noch Tausenden von Juden zuteil werden ließen -, war über 2000 Jahre hinweg so etwas wie ein Axiom, an dem nicht zu rütteln war, und die Schuldzuweisung brachte dem jüdischen Volk Verfolgung und Leid. Das Konzil konstatierte auch – in einer kurzen Erklärung namens Nostra Aetate (unsere Zeit) -, dass dem jüdischen Volk die Auserwähltheit nicht genommen worden sei, und verurteilte den Antisemitismus in jeder Hinsicht.
Nach dem Konzil hat sich der Vatikan um die Verbreitung seiner Beschlüsse bemüht, aber eine solche Revolution geht langsam vonstatten, und es erfordert jahrelange Anstrengung, bis sie wirklich akzeptiert wird. Nun, 45 Jahre später, hat der Papst der jungen Generation erneut die Unschuldsbestätigung übermittelt, auf Grundlage einer theologischen und textuellen Analyse, wofür er Experte ist.
Er analysiert die Evangelien – jene vier Bücher des neuen Testaments, die die Geschichte von Geburt, Leben und Tod Jeus erzählen -, die die Quelle der Beschuldigung waren. Die in diesem Zusammenhang zentralen Worte – „Kreuzige ihn! Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ – sind von gläubigen Christen über Jahrhunderte hinweg immer wieder gelesen und gehört worden; sie waren untrennbarer Teil des mittelalterlichen Volkstheaters und wundervoller Musik, die von den größten Komponisten komponierten Passionen ließen sie in die Herzen eindringen. Obgleich klar ist, dass die Evangelien einige Jahrzehnte nach Jesu Tod geschrieben wurden und nicht annähernd als historische Quelle dienen können, sondern vielmehr vom Kampf des frühen Christentums gegen das Judentum, dem es entsprang, herrührte, erfordert es Stärke, gegen den verwurzelten Glauben auszuziehen.
Die Worte des Papstes drehen ein weiteres Rad zurück: Am Vorabend seines Israel-Besuchs im Mai 2009 überschatteten dringliche Fragen die Reisevorbereitungen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstand seit Beginn der siebziger Jahre eine Widerstandsbewegung gegen dessen Beschlüsse, und verschiedene Gruppierungen darunter akzeptieren noch immer nicht die Wegnahme der Schuld von den Juden. Zum Teil veröffentlichen sie antisemitische Schriften, wobei auch der Holocaust geleugnet wird. Die Mitglieder der Bewegung verließen die Kirche, und der gegenwärtige Papst bat die verlorenen Söhne, in ihren Schoß zurückzukehren, offensichtlich bevor er prüfte, was in ihren Schriften stand. Ein großer Sturm brach aus, und Benedikt XVI stellte eine Bedingung für ihre Rückkehr: dass sie sich von der Holocaust-Leugnung distanzierten.
Der englische Bischof Richard Williamson, eine zentrale Figur innerhalb der Gruppe, weigert sich, seine Behauptung zurückzunehmen, wonach man nie Beweise gefunden habe, dass der Holocaust stattfand. Zudem sind ein Teil der Widerständler Mitglieder der nach Pius X. benannten Vereinigung – jenes Papstes, der 1904 Theodor Herzl die Anerkennung der zionistischen Bewegung und ihrer Bestrebungen verweigert hatte, mit der Begründung, die Juden hätten Jesus nicht als Messias anerkannt, und wegen der Sorge, die heiligen Stätten des Christentums würden in die Hände der Juden geraten. Die Worte des gegenwärtigen Papstes in seinem Buch, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils fortsetzen und bekräftigen, stellen auch eine Art von Angriff auf die Gruppierungen dar, die die Beschlüsse in ihren drei Komponenten nicht akzeptieren.
Die entscheidende Frage ist nun, ob die vom Papst auf Grundlage gründlicher Forschungen zu Leben und Tod Jesu verfasste Biographie eine Basis für die zukünftige praktische Politik des Vatikans darstellen kann: für das Vorgehen gegen Antisemitismus, Antizionismus und Holocaust-Leugnung sowie die Annullierung von Vorurteilen und Anschuldigungen, deren Zeit schon längst vorüber ist.
Dina Porat ist Professorin für jüdische Geschichte an der Universität Tel Aviv und leitet das dortige Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism.
(Haaretz, 11.03.11)
In seinem neuen Buch schreibt Papst Benedikt XVI, man solle die Juden, die zur Zeit des Zweiten Tempels lebten, und auch die Generationen, die danach kamen, nicht der Verantwortung für die Kreuzigung Jesu für schuldig erklären. Nur eine Gruppe innerhalb der Elite der Tempelpriester habe auf seinen Tod hingewirkt. Der erste Teil der Jesus-Biographe aus der Feder des Papstes, der von seiner Geburt und Kindheit handelt, erschien 2007. Nun wurde der zweite Teil veröffentlicht, der von seinen reifen Jahren und seinem Tod handelt.
Benedikt XVI ist Professor für Theologie und gilt als höchste Autorität auf seinem Gebiet. Er gilt als Vertrauter und treuer Nachfolger des vorherigen Papstes, Johannes Paul II, der in vielen Fragen eine konservative Linie vertreten und gelichzeitig viel für die Annäherung zwischen Juden und Christen getan hat.
Seine Feststellung, die Juden seien nicht schuld an der Kreuzigung, ist eine mutige Feststellung von weit reichender Bedeutung. Freilich wurde dies schon von den Teilnehmern des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von 1962 bis 1965 stattfand, ausgesprochen, was damals einer regelrechten theologischen Revolution gleichkam: Die Schuld an der Kreuzigung Jesu – eine brutale Strafe, die die Römer aus Furcht vor Rebellion noch Tausenden von Juden zuteil werden ließen -, war über 2000 Jahre hinweg so etwas wie ein Axiom, an dem nicht zu rütteln war, und die Schuldzuweisung brachte dem jüdischen Volk Verfolgung und Leid. Das Konzil konstatierte auch – in einer kurzen Erklärung namens Nostra Aetate (unsere Zeit) -, dass dem jüdischen Volk die Auserwähltheit nicht genommen worden sei, und verurteilte den Antisemitismus in jeder Hinsicht.
Nach dem Konzil hat sich der Vatikan um die Verbreitung seiner Beschlüsse bemüht, aber eine solche Revolution geht langsam vonstatten, und es erfordert jahrelange Anstrengung, bis sie wirklich akzeptiert wird. Nun, 45 Jahre später, hat der Papst der jungen Generation erneut die Unschuldsbestätigung übermittelt, auf Grundlage einer theologischen und textuellen Analyse, wofür er Experte ist.
Er analysiert die Evangelien – jene vier Bücher des neuen Testaments, die die Geschichte von Geburt, Leben und Tod Jeus erzählen -, die die Quelle der Beschuldigung waren. Die in diesem Zusammenhang zentralen Worte – „Kreuzige ihn! Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ – sind von gläubigen Christen über Jahrhunderte hinweg immer wieder gelesen und gehört worden; sie waren untrennbarer Teil des mittelalterlichen Volkstheaters und wundervoller Musik, die von den größten Komponisten komponierten Passionen ließen sie in die Herzen eindringen. Obgleich klar ist, dass die Evangelien einige Jahrzehnte nach Jesu Tod geschrieben wurden und nicht annähernd als historische Quelle dienen können, sondern vielmehr vom Kampf des frühen Christentums gegen das Judentum, dem es entsprang, herrührte, erfordert es Stärke, gegen den verwurzelten Glauben auszuziehen.
Die Worte des Papstes drehen ein weiteres Rad zurück: Am Vorabend seines Israel-Besuchs im Mai 2009 überschatteten dringliche Fragen die Reisevorbereitungen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstand seit Beginn der siebziger Jahre eine Widerstandsbewegung gegen dessen Beschlüsse, und verschiedene Gruppierungen darunter akzeptieren noch immer nicht die Wegnahme der Schuld von den Juden. Zum Teil veröffentlichen sie antisemitische Schriften, wobei auch der Holocaust geleugnet wird. Die Mitglieder der Bewegung verließen die Kirche, und der gegenwärtige Papst bat die verlorenen Söhne, in ihren Schoß zurückzukehren, offensichtlich bevor er prüfte, was in ihren Schriften stand. Ein großer Sturm brach aus, und Benedikt XVI stellte eine Bedingung für ihre Rückkehr: dass sie sich von der Holocaust-Leugnung distanzierten.
Der englische Bischof Richard Williamson, eine zentrale Figur innerhalb der Gruppe, weigert sich, seine Behauptung zurückzunehmen, wonach man nie Beweise gefunden habe, dass der Holocaust stattfand. Zudem sind ein Teil der Widerständler Mitglieder der nach Pius X. benannten Vereinigung – jenes Papstes, der 1904 Theodor Herzl die Anerkennung der zionistischen Bewegung und ihrer Bestrebungen verweigert hatte, mit der Begründung, die Juden hätten Jesus nicht als Messias anerkannt, und wegen der Sorge, die heiligen Stätten des Christentums würden in die Hände der Juden geraten. Die Worte des gegenwärtigen Papstes in seinem Buch, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils fortsetzen und bekräftigen, stellen auch eine Art von Angriff auf die Gruppierungen dar, die die Beschlüsse in ihren drei Komponenten nicht akzeptieren.
Die entscheidende Frage ist nun, ob die vom Papst auf Grundlage gründlicher Forschungen zu Leben und Tod Jesu verfasste Biographie eine Basis für die zukünftige praktische Politik des Vatikans darstellen kann: für das Vorgehen gegen Antisemitismus, Antizionismus und Holocaust-Leugnung sowie die Annullierung von Vorurteilen und Anschuldigungen, deren Zeit schon längst vorüber ist.
Dina Porat ist Professorin für jüdische Geschichte an der Universität Tel Aviv und leitet das dortige Stephen Roth Institute for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism.
(Haaretz, 11.03.11)
Freitag, 12. März 2010
Lehrrede auf dem Berg XXVIII
Fortsetzung "Arm zu sein bedarf es wenig"
Wenn Kunden deine Rechnung nicht bezahlen: Was bringt dich auf, die Tatsache, dass du einige Bücher, die du so gern hättest und dringend brauchst nicht kaufen kannst oder die Tatsache, dass nun einiges an Material, welches die Sonntagsschule benötigt, nicht gekauft werden kann? Worum sorgst du dich? Der Rat Jesu, die freundliche Weisung Gottes lautet: Sorge dich nicht um die Dinge, von denen der Vater sowieso weiß, dass du sie brauchst, sorge dich um die Dinge, die dazu beitragen, dich und andere ins ewige Leben zu bringen. Das heißt nicht, dass du in allem und jedem Verzicht zu üben hast, das heißt, dass du deine Einstellung änderst und das Ziel deiner Arbeit, deines Sparens, deiner Sorge neu bestimmst: Sorge ich mich um eine ausreichende Versorgung mit Schokolade oder um eine ausreichende Versorgung mit Matzen für das Abendmahl? Was ist meine Triebfeder? Wenn die Triebfeder stimmt, wenn das Motiv, nämlich zuerst nach „Gottes Reich“ zu trachten, stimmt, dann wird alles andere hinzu getan. Es wird also keinen Mangel geben.
Wenn Kunden deine Rechnung nicht bezahlen: Was bringt dich auf, die Tatsache, dass du einige Bücher, die du so gern hättest und dringend brauchst nicht kaufen kannst oder die Tatsache, dass nun einiges an Material, welches die Sonntagsschule benötigt, nicht gekauft werden kann? Worum sorgst du dich? Der Rat Jesu, die freundliche Weisung Gottes lautet: Sorge dich nicht um die Dinge, von denen der Vater sowieso weiß, dass du sie brauchst, sorge dich um die Dinge, die dazu beitragen, dich und andere ins ewige Leben zu bringen. Das heißt nicht, dass du in allem und jedem Verzicht zu üben hast, das heißt, dass du deine Einstellung änderst und das Ziel deiner Arbeit, deines Sparens, deiner Sorge neu bestimmst: Sorge ich mich um eine ausreichende Versorgung mit Schokolade oder um eine ausreichende Versorgung mit Matzen für das Abendmahl? Was ist meine Triebfeder? Wenn die Triebfeder stimmt, wenn das Motiv, nämlich zuerst nach „Gottes Reich“ zu trachten, stimmt, dann wird alles andere hinzu getan. Es wird also keinen Mangel geben.
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Sonntag, 7. Februar 2010
Lehrrede auf dem Berg XVIII
The teacher is teaching the Golden Rule
Was ist „das Gesetz und die Propheten“? (7,12)
Alles nun, war ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!
Das ist die Umsetzung der Forderung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, denn Liebe ist nicht tatenlos. Niemand kann sagen: „Ich liebe diese oder jenen“ und tut nichts für diese Person.
Im Judentum und in anderen Religionen gibt es solche Aufforderungen: „Was du haßt, das tu keinem anderen an“ (Tobias 4,16). Im Talmud gibt es folgende Stelle: „Wiederum ereignete es sich , dass ein Nichtjude vor Sammaj trat und zu ihm sprach: Nimm mich in das Judentum auf mit der Bedingung, dass du mich die ganze Gesetzeslehre (Torah) lehrst, während ich auf einem Fuss stehe.“
Da stieß er ihn mit der Elle, die er in der Hand hatte, fort. Darauf kam er zu Hillel. Dieser nahm ihn auf und sprach zu ihm: Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht an; das ist die ganze Gesetzeslehre (Thora), alles Andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.“ (Schabat 31a)1
Im Aristeas-Brief, einer jüdischen Schrift, ist davon die Rede, dass der König von Ägypten jüdischen Gelehrten die Frage stellte: „Was heißt das: Weisheit lernen?“ Die Antwort: „Wie du möchtest, dass dich kein Übel befalle und dass du an allem Guten teilhabest, so solltest du auch deine Untertanen und alle, die dich beleidigen, diesem Grundsatz gemäß behandeln und die Edlen und Guten freundlich ermahnen. Denn Gott zieht alle Mensch durch Güte zu sich“ (Aristeas-Brief 207). Rabbi Elieser sagte: „Die Ehre deines Freundes soll dir ebenso teuer sein wie deine eigene Ehre.“ Psalm 15 ist ebenfalls Ausdruck davon, dass dem Nächsten nichts angetan werden soll, was auch wir selbst nicht gern erleiden würden.
Konfuzius sagte auf die Frage: „Gibt es ein Wort, das zur lebensbeherrschenden Regel für uns werden könnte?“ als Antwort: „Ist nicht Gegenseitigkeit ein solches Wort? Was du nicht willst, dass man’s dir antue, das tu auch anderen nicht an.“
Barclay weist auf buddhistische Glaubenshymnen hin in denen es heißt: „Alle Menschen zittern vor der Rute, alle Menschen fürchten den Tod; versetz dich in die Lage der anderen; töte nicht noch veranlasse jemanden, zu töten. Alle Menschen zittern vor der Rute. Alle Menschen hängen am Leben; tu, was du willst, dass man es dir tue; töte nicht noch veranlasse jemanden, zu töten.“
Bei Römern und Griechen gab es auch diese Auffassungen: „Was du selbst zu erdulden vermeidest, das füge auch anderen nicht zu“, sagte Epiktet. Eine der wichtigsten Maximen der Stoiker ist der Satz: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu.“
Jesus geht darüber hinaus: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Das ist eine Aufforderung zum Handeln, nicht zum Unterlassen. Barclay meint, dies sei ein himmelweiter Unterschied zu der Forderung nach einem bloßen Unterlassen, Stern behauptet, der Unterschied sei nicht wesentlich und man könne über lauter Argumentieren über den scheinbaren Unterschied den Sinn der „Goldenen Regel“ verlieren.
Was meint ihr? Ist der Unterschied klein oder groß? Und was ist überhaupt der „Sinn“ dieser Goldenen Regel?
Was ist „das Gesetz und die Propheten“? (7,12)
Alles nun, war ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!
Das ist die Umsetzung der Forderung „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, denn Liebe ist nicht tatenlos. Niemand kann sagen: „Ich liebe diese oder jenen“ und tut nichts für diese Person.
Im Judentum und in anderen Religionen gibt es solche Aufforderungen: „Was du haßt, das tu keinem anderen an“ (Tobias 4,16). Im Talmud gibt es folgende Stelle: „Wiederum ereignete es sich , dass ein Nichtjude vor Sammaj trat und zu ihm sprach: Nimm mich in das Judentum auf mit der Bedingung, dass du mich die ganze Gesetzeslehre (Torah) lehrst, während ich auf einem Fuss stehe.“
Da stieß er ihn mit der Elle, die er in der Hand hatte, fort. Darauf kam er zu Hillel. Dieser nahm ihn auf und sprach zu ihm: Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht an; das ist die ganze Gesetzeslehre (Thora), alles Andere ist nur die Erläuterung, gehe und lerne sie.“ (Schabat 31a)1
Im Aristeas-Brief, einer jüdischen Schrift, ist davon die Rede, dass der König von Ägypten jüdischen Gelehrten die Frage stellte: „Was heißt das: Weisheit lernen?“ Die Antwort: „Wie du möchtest, dass dich kein Übel befalle und dass du an allem Guten teilhabest, so solltest du auch deine Untertanen und alle, die dich beleidigen, diesem Grundsatz gemäß behandeln und die Edlen und Guten freundlich ermahnen. Denn Gott zieht alle Mensch durch Güte zu sich“ (Aristeas-Brief 207). Rabbi Elieser sagte: „Die Ehre deines Freundes soll dir ebenso teuer sein wie deine eigene Ehre.“ Psalm 15 ist ebenfalls Ausdruck davon, dass dem Nächsten nichts angetan werden soll, was auch wir selbst nicht gern erleiden würden.
Konfuzius sagte auf die Frage: „Gibt es ein Wort, das zur lebensbeherrschenden Regel für uns werden könnte?“ als Antwort: „Ist nicht Gegenseitigkeit ein solches Wort? Was du nicht willst, dass man’s dir antue, das tu auch anderen nicht an.“
Barclay weist auf buddhistische Glaubenshymnen hin in denen es heißt: „Alle Menschen zittern vor der Rute, alle Menschen fürchten den Tod; versetz dich in die Lage der anderen; töte nicht noch veranlasse jemanden, zu töten. Alle Menschen zittern vor der Rute. Alle Menschen hängen am Leben; tu, was du willst, dass man es dir tue; töte nicht noch veranlasse jemanden, zu töten.“
Bei Römern und Griechen gab es auch diese Auffassungen: „Was du selbst zu erdulden vermeidest, das füge auch anderen nicht zu“, sagte Epiktet. Eine der wichtigsten Maximen der Stoiker ist der Satz: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu.“
Jesus geht darüber hinaus: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch.“ Das ist eine Aufforderung zum Handeln, nicht zum Unterlassen. Barclay meint, dies sei ein himmelweiter Unterschied zu der Forderung nach einem bloßen Unterlassen, Stern behauptet, der Unterschied sei nicht wesentlich und man könne über lauter Argumentieren über den scheinbaren Unterschied den Sinn der „Goldenen Regel“ verlieren.
Was meint ihr? Ist der Unterschied klein oder groß? Und was ist überhaupt der „Sinn“ dieser Goldenen Regel?
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Freitag, 29. Januar 2010
Lehrrede auf dem Berg XVI
Barmherzigkeit zum Zweiten
Kommen wir noch einmal zur Barmherzigkeit zurück.
Barmherzigkeit ist ohne Weisheit, ohne Einfühlsamkeit nicht praktikabel. Derjenige, der eine andere Person „barmherzigen“ will, muss sich in diese Person hineinversetzen können und ihr mit dem Trost dienen, der gebraucht wird. Barclay gibt zu diesem Thema ein Beispiel aus dem Leben Jesu und liefert damit zugleich eine interessante Auslegung von Lukas 10, 38-42: „Als Jesus die beiden Frauen in ihrem Haus aufsuchte, waren es nur noch wenige Tage bis zu seinem Kreuzestod und es ging ihm bei seinem Besuch lediglich um eine kurze Zeit der Ruhe und Entspannung. Er wollte innerlich ruhig werden. Da Martha Jesus liebte und in ihm den Ehrengast sah, dem man das Beste vorsetzen mußte, was Haus und Keller boten, rannte sie geschäftig hin und her und klapperte mit Töpfen und Geschirr – eine Qual für die angespannten Nerven Jesu, der sich nach Stille sehnte. Obwohl Martha es gut meinte, hätte sie kaum etwas Schlimmeres tun können. Maria dagegen hatte begriffen, dass Jesus sich nach innerem Frieden sehnte. Wie oft müssen andere es hinnehmen und sich damit abfinden, dass wir ihnen Freundlichkeiten erweisen, die sie gar nicht als solche empfinden! Wenn wir uns dagegen stets in die Lage des anderen zu versetzen bemühten, wären unsere Freundlichkeiten doppelt wirksam, und manche unbeabsichtigte Unfreundlichkeit unterbliebe.“
Wenn Barmherzigkeit damit verbunden ist, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, quasi in seine Haut zu schlüpfen, dann stellt euch einmal vor, wie barmherzig Gott gewesen ist: Er wurde Mensch; er schlüpfte in unsere Haut.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
Kommen wir noch einmal zur Barmherzigkeit zurück.
Barmherzigkeit ist ohne Weisheit, ohne Einfühlsamkeit nicht praktikabel. Derjenige, der eine andere Person „barmherzigen“ will, muss sich in diese Person hineinversetzen können und ihr mit dem Trost dienen, der gebraucht wird. Barclay gibt zu diesem Thema ein Beispiel aus dem Leben Jesu und liefert damit zugleich eine interessante Auslegung von Lukas 10, 38-42: „Als Jesus die beiden Frauen in ihrem Haus aufsuchte, waren es nur noch wenige Tage bis zu seinem Kreuzestod und es ging ihm bei seinem Besuch lediglich um eine kurze Zeit der Ruhe und Entspannung. Er wollte innerlich ruhig werden. Da Martha Jesus liebte und in ihm den Ehrengast sah, dem man das Beste vorsetzen mußte, was Haus und Keller boten, rannte sie geschäftig hin und her und klapperte mit Töpfen und Geschirr – eine Qual für die angespannten Nerven Jesu, der sich nach Stille sehnte. Obwohl Martha es gut meinte, hätte sie kaum etwas Schlimmeres tun können. Maria dagegen hatte begriffen, dass Jesus sich nach innerem Frieden sehnte. Wie oft müssen andere es hinnehmen und sich damit abfinden, dass wir ihnen Freundlichkeiten erweisen, die sie gar nicht als solche empfinden! Wenn wir uns dagegen stets in die Lage des anderen zu versetzen bemühten, wären unsere Freundlichkeiten doppelt wirksam, und manche unbeabsichtigte Unfreundlichkeit unterbliebe.“
Wenn Barmherzigkeit damit verbunden ist, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, quasi in seine Haut zu schlüpfen, dann stellt euch einmal vor, wie barmherzig Gott gewesen ist: Er wurde Mensch; er schlüpfte in unsere Haut.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
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Mittwoch, 27. Januar 2010
Lehrrede auf dem Berg XV
Kleb ihm eine
„Wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die linke hin.“ Wie soll das gehen, dieses auf die rechte Wange schlagen? War Jesus linkshändig? Im Normalfall schlägt ein Rechtshänder einem unbotmäßigen Gegenüber auf die linke Wange. Wollen Sie das mal (vorsichtig) ausprobieren? Auf die "rechte Wange schlagen" geht nur, wenn man den Handrücken der rechten Hand benutzt.
Im Talmudtraktat über Körperverletzungen heißt es: „Wenn jemand seinem Nachbarn eine Ohrfeige gibt ... so zahlt er ihm vor dem Richter 200 Sus als Wiedergutmachung ... geschah es aber mit verkehrter Hand, also mit dem Handrücken, so zahlt er ihm 400 Sus" – das Doppelte. Warum? Der Talmud erklärt: der Schlag mit dem Handrücken schmerzt zwar weniger, gilt aber als Geste der Verachtung, die zwiefach bloßstellt und blamiert. Es geht also um eine Beleidigung, die dir zugefügt wird. Und es ist für den Frieden in einer Gesellschaft oder in einer Gruppe wichtig, nicht zu schnell beleidigt zu sein.
Mit der vielfach im Hinblick auf diese Bibelstelle verbundene Vorstellung eines pazifistischen Christentums hat das nicht viel zu tun.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
„Wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die linke hin.“ Wie soll das gehen, dieses auf die rechte Wange schlagen? War Jesus linkshändig? Im Normalfall schlägt ein Rechtshänder einem unbotmäßigen Gegenüber auf die linke Wange. Wollen Sie das mal (vorsichtig) ausprobieren? Auf die "rechte Wange schlagen" geht nur, wenn man den Handrücken der rechten Hand benutzt.
Im Talmudtraktat über Körperverletzungen heißt es: „Wenn jemand seinem Nachbarn eine Ohrfeige gibt ... so zahlt er ihm vor dem Richter 200 Sus als Wiedergutmachung ... geschah es aber mit verkehrter Hand, also mit dem Handrücken, so zahlt er ihm 400 Sus" – das Doppelte. Warum? Der Talmud erklärt: der Schlag mit dem Handrücken schmerzt zwar weniger, gilt aber als Geste der Verachtung, die zwiefach bloßstellt und blamiert. Es geht also um eine Beleidigung, die dir zugefügt wird. Und es ist für den Frieden in einer Gesellschaft oder in einer Gruppe wichtig, nicht zu schnell beleidigt zu sein.
Mit der vielfach im Hinblick auf diese Bibelstelle verbundene Vorstellung eines pazifistischen Christentums hat das nicht viel zu tun.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
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Donnerstag, 21. Januar 2010
Lehrrede auf dem Berg XIII
Stern definiert das Reich Gottes so: „Es steht weder für einen Ort noch für eine Zeit, sondern für einen Zustand, in dem die Herrschaft Gottes von allen Menschen anerkannt ist, einen Zustand, in dem Gottes Verheißung eines wiederhergestellten Universums, frei von Sünde und Tod, erfüllt ist oder erfüllt wird“.
In Lukas 11, 20 sagt Jesus: „ Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.“ Und in Lukas 10, 9: „... heilt die Kranken ... und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ Das Reich Gottes ist da, wo Menschen sind, die an Christus glauben und in seinem Namen handeln. Das Reich Gottes ist einerseits schon da („dort wo die Verheißung erfüllt wird“ und dort, wo in Jesu Namen gehandelt wird), andererseits muss es noch kommen. Von dem schon gegenwärtigen Reich, das jetzt schon besteht, zeichnet Jesus an dieser Stelle ein nicht unbedingt schmeichelhaftes Bild: Die Gläubigen, die in ihrer Gemeinschaft das Reich Gottes bilden, lassen Leute herein, die nicht hinein gehören und lassen andere, denen es viel eher zukäme, draußen.
Ich weiß, diese Sichtweise ist ungewohnt.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
In Lukas 11, 20 sagt Jesus: „ Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.“ Und in Lukas 10, 9: „... heilt die Kranken ... und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ Das Reich Gottes ist da, wo Menschen sind, die an Christus glauben und in seinem Namen handeln. Das Reich Gottes ist einerseits schon da („dort wo die Verheißung erfüllt wird“ und dort, wo in Jesu Namen gehandelt wird), andererseits muss es noch kommen. Von dem schon gegenwärtigen Reich, das jetzt schon besteht, zeichnet Jesus an dieser Stelle ein nicht unbedingt schmeichelhaftes Bild: Die Gläubigen, die in ihrer Gemeinschaft das Reich Gottes bilden, lassen Leute herein, die nicht hinein gehören und lassen andere, denen es viel eher zukäme, draußen.
Ich weiß, diese Sichtweise ist ungewohnt.
(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)
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