Sonntag, 29. November 2009

Perspektiven für das Evangelium von Jesus Christus in unserer Zeit

Patient Gemeinde-

Perspektiven für das Evangelium von Jesus Christus in unserer Zeit

Vortrag am Tag der Evangelischen Allianz in Berlin – 21. November 2009

EFG Berlin-Tempelhof- Pastor Dr. Heinrich Christian Rust


Auszug aus dem Skript zum Vortrag:

Ihr seid das Salz der Erde, wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es ist hinfort zu nichts mehr nütze, als hinausgeworfen und von dem Menschen zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt, eine Stadt, die obenauf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter einen Eimer, sondern auf das Lampengestell und sie leuchtet allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen. (Mt 5,13-16)

0 Gemeinde Jesu- Gemeinde im Umbruch und Aufbruch

Die sich ständig wandelnde Gestalt der Gemeinde

Es gibt gegenwärtig viele Analysen über den desolaten und morbiden Zustand der Gemeinde Jesu Christi. Die Gemeinde Jesu in unserem Land scheint in einer „schwierigen Zeit“ angekommen zu sein; einer Zeit , die von dem kulturellenWandelprozess der Postmoderne geprägt ist.


1 Gemeinde Jesu ist die geliebte Braut Jesu Christi

Vom Stand und Zustand der Gemeinde

Die kulturellen Umbrüche ( Zeitgeist) stellen uns neu vor die Herausforderung, das Evangelium klar zu vermitteln. Geistesgeschichtliche Umbrüche können auch durch den Geist Gottes geprägt sein.

Die Zukunft der Gemeinde wird nicht dadurch geprägt sein, dass wir die gegenwärtige Situation der Gemeinde nach den Maßstäben der kulturellen Prägung und Vorgaben der Moderne messen . Gemeinde Jesu wird nicht durch sorgfältige Problemanalysen neu belebt, sondern durch eine neue Faszination und Begeisterung von der Schönheit der Braut Christi. „Denn der Geist und die Braut, sie sprechen : Komm!“ Offb. 22,17

Die Schönheit der Gemeinde Jesu Christi als Braut Jesu wird das Thema der Zukunft sein. Gemeinde treibt nicht Mission, sondern sie ist Mission. Missionswerke und Bewegungen, welche die Gemeinde lediglich im missional-funktionalen Sinn deuten, werden in einer postmodernen Zeit nur wenig Zulauf haben. Die Gemeinde ist der Ort, an dem die Doxa, die Herrlichkeit Gottes, die Ruhe Gottes und der Glanz der Ewigkeit aufleuchten werden.

Für Jesus Christus ist Gemeinde kein Alptraum, sondern ein „Traum“. In ihr verherrlicht Christus sich selbst und stellt sich , ohne Flecken und Runzeln, heilig und tadellos. ( Vgl. Eph 5,27)

2. Gemeinde Jesu – Die geleitete und versorgte Herde Gottes

Von der Stärkung des 5-fachen Leitungsdienstes

Die Gegenwart der Gemeinde Jesu in unserem Land ist überaus stark geprägt von einem instutionalisiertem Amtsdenken ( Pastoralkirchen).

Gottes Geist erweckt in dieser Zeit neu den 5-fachen Leitungsdienst nach Eph 4,11-13

„Er hat gesetzt Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer zur Ausüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Vollmaß des Wuchses der Fülle Christi.“

Gottes Geist hat den Dienst der Evangelisten schon im 18. 19. Jahrhundert neu herausgestellt. Gegenwärtig kommen der prophetische und der apostolische Dienst neu ins Blickfeld. Die nächsten Jahre werden davon geprägt sein, ob es gelingen wird, auch die Hirten- und Lehrdienste neu zu wecken und zu entfalten. Es sind koordinierende und multiplizierende Dienste. Die Zukunft der Gemeinde wird durch eine neue „Hirtenschaft“ geprägt sein, da der Wert der Gemeinschaft durch die postmoderne Entwicklung neu in den Focus rücken wird.

Die Leitung wird geprägt sein durch den Teamgedanken und durch das Prinzip von Jüngerschaft und Vorbild. Es werden nicht mehr die bekannten Einzelpersonen sein, sondern die Teams, die Gemeinde Jesu prägen werden. Es werden ganze Gemeinden sein, die hier ein apostolisches Mandat wahrnehmen. Es wird neue Berufsbilder geben, die die Gestalt der Gemeinde prägen werden (Gemeindepädagogen; Gemeindepfleger o.ä.).

3 Gemeinde Jesu – Die neue Einheit des Gottesvolkes

Von der Wiederentdeckung der Kraft der Versöhnung

Der Geist Gottes führt zu einer Einheit, die eine analogielose Qualität hat. Es ist die Zeit der Sammlung, nicht die Zeit der Abgrenzung und Konfessionalisierung. Die konfessionellen, kulturellen Prägungen werden immer unbedeutender werden. „ Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Man und Frau, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber des Christus seid, so seid ihr damit Abrahams Nachkommenschaft un nach Verheißung Erben.“ (Gal 3,27-28)

Es wird eine Vielzahl von transkonfessionellen und transkulturellen Gemeinden geben. Es wird unterschiedliche neue Netzwerke von Gemeindeverbänden und Zusammenschlüsse von Gemeindebünden geben. Eine „ Ökumene der Herzen“ wird die geistliche Landschaft prägen, wohingegen die offiziellen ökumenischen Gespräche nur wenig neue Bewegung bringen. Klassische Erneuerungsströmungen ( Evangelikale Bewegung, Charisamtische Bewegung, Gemeindewachstumsbewegung u.a.) werden sich zunehmend vernetzen und zusammenfließen. Die Ökumene vorort wird primär das geistliche Leben der Gemeinden bestimmen und auch die Ausstrahlungskraft ( Transformationskraft) der Christen. Frauen und Männer, Menschen aller Generationen werden ihren Platz in dieser Gemeinde haben. Die Ausgrenzung und Orientierung an bestimmten Zielgruppen und Millieus wird immer unbedeutender werden. Die Generationen werden neu von Gott zusammengeführt werden. Die Einheit mit dem von Gott erwählten Volk der Juden wird nicht primär über den theologischen Dialog gestärkt werden, sondern durch die Wiederentdeckung gemeinsamer Spiritualität ( Messianisch geprägte Spiritualität) und durch eine „Schicksalsgemeinschaft“ im Warten auf den Messias, bzw. auf die Wiederkunft Jesu Christi.

4 Gemeinde Jesu- Die angefochtene und kämpfende Gemeinde

Von der Kraft des Gebetes

Der Geist Gottes wird sich eine Gemeinde zubereiten, in der es kaum noch Raum für „Mitläufer“ oder gar „Karteileichen“ geben wird. Christsein wird seinen Preis haben, aber auch seinen Lohn. Die Anfeindungen werden dabei nicht homogen auftreten. Die Gemeinde der Zukunft ist eine wachende und betende Gemeinde. „Die Taktiken des Satans sind ihr bekannt.“ (Vgl. 2.Kor. 2,11). Sie wird darum kämpfen, weiter eine dienende, gebende und sendende Gemeinde zu sein, auch wenn die Mittel knapp werden; sie wird darum kämpfen müssen, für Heilung und Befreiung einzutreten, auch wenn Krankheit und Unfreiheit sie binden und lähmen wollen; sie wird dafür eintreten, Menschen in eine neue Gemeinschaft der Liebe Christi einzubinden, auch wenn Satan die Taktik der Separierung, der Vereinzelung, der Trennung immer wieder versuchen wird. Sie wird Sie wird eine Gemeinde des konzentrierten Gebetes und der Nachfolge sein müssen, da die Taktik des Bösen darin bestehen wird, die konzertierte Einheit zu stören. Die angefochtene und kämpfende Gemeinde wird eine wachende und betende Gemeinde sein müssen. In dem Zusammenhang werden auch eine Fülle von Pseudoprophetien auftreten, welche die Gemeinde zum Rückzug auffordern wollen. Die betende Gemeinde und von Christus abhängige Gemeinde wird über die Autorität und Kraft der lehrenden und missionalen Gemeinde entscheiden.

5 Die Gemeinde Jesu – Die Mission Gottes in dieser Welt

Von der Vielfalt in der Gestalt der missionalen Gemeinde


Die Gemeinde Jesu ist Mission, sie treibt nicht nur Mission. Sie wird in einer postmodernen Welt neue Wege der Mission gehen :

  • In der Anbetung (Leiturgia) ; neue Formen der Gottesdienste; Gottesdienst im Alltag

  • In der Gemeinschaft ( Koinonia) ; es wird nicht nur Kleingruppen geben, sondern eine Vielfalt von alltagsnahen Formen der Gemeinschaft ( 3-er Schaften; Kommuitäre Verbände; Mentorenschaften uvam).

  • In der Evangelisation ( Martyria); die persönliche Evangelisation wird zunehmend das Schwungrad aller Evangelisation sein. Evangelisation und Diakonie werden stärker Hand in Hand gehen. Die Medien werden eine zunehmende Bedeutung in der Evangelistik haben. Die Evangelisation wird sich nicht mehr vornehmlich an bestimmten Zielgruppen ausrichten. Die spirituelle Erfahrung wird Hauptzugang für das Evangelium sein; die argumentative Verkündigung wird nicht mehr den Stellenwert haben, wie gegenwärtig. Evangelium will erlebt werden, bevor es geglaubt wird.

  • In der Diakonie (Diakonia). Der Dienst am Nächsten wird die Haupteingangstür zur Gemeinde sein. „Wer bei Christus eintaucht, der taucht bei den Armen wieder auf.“ (P.Zulehner).

  • In der Lehre ( Didaskalia). Die Gemeinde wird lernende Gemeinde sein. Neue Formen des Lernens werden das Gemeindebild prägen- auch unter dem Einsatz von neuen Medien.

Die unterschiedliche Ausprägung von Mission in der jeweiligen Gemeinde wird auch zu stark unterschiedlichen Gestalten von Gemeinde führen.





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