Dienstag, 4. Mai 2010

Lehrrede auf dem Berg XXXIII

Das Vaterunser ist keine Banalität, kein Gebet, dass man gedankenlos dahin-sagt. „In der alten Kirche wurden die Erwachsenen, die sich auf die Taufe vorbereiteten ... am Ende einer darin unterwiesen, und es wurde ihnen ausführ-lich erklärt. Es geschieht am ende einen langen Weges der Suche, einer tiefen Bekehrung des Herzens, dass Gott sich als Vater enthüllt. Solange das Herz verschlossen ist, kommt dieses Wort nicht über die Lippen.“

Gott nicht nur „Vater“ sondern „Papa“ zu nennen, das ist schon etwas besonderes. Durch den Heiligen Geist haben wir in uns die selbe Quelle, die auch in Jesus war, eine sprudelnde Quelle, „wie eine lebendige Wasserquelle, die unaufhörlich in .. (uns) den Namen des Vaters murmelt: Abba.“

Wir können wissen, dass wir diesen Geist haben, weil Paulus in Gal 4,6 uns dieses Zusicherung gibt: der Geist seines Sohnes ist in unser Herz gesandt, der ruft: Abba, Vater.
Wenn wir beten: Unser Vater, so entdecken wir unsere Identität wieder, denn die Menschen sind geschaffen, um Gottes Kinder zu sein, einzigartig, geliebt, ein „Kind nach dem Abbild des Einzigen und Geliebten und ihm ähnlich.“

Vater unser im Himmel – „diese Erinnerung an die himmlische Wohnung Gottes ist traditionell im jüdischen Gebet ... die jüdische Frömmigkeit war (und bleibt) sehr sensibel für das, was man die Transzendenz Gottes nennt, für sein Wesen jenseits aller menschlichen Vorstellungen, Worte und Intelligenz.“
Aber nun ist die Entfernung zwischen Himmel und Erde überbrückt, durch die Herabkunft des Sohnes Gottes und durch den Wiederaufstieg des Menschen-sohns zum Vater. Zugleich liegt hierin die Erinnerung an unsere eigene Bestimmung: „Unsere Heimat ... ist im Himmel“ (Phil 3,20). In der Abendmahlsliturgie sagen wir: Erhebt eure Herzen und antworten: wir erheben sie zum Herrn. „Diese Erhebung der Herzen ist die Rückkehr in unsere wirkliche und letzte Heimat, in den Himmel, der in uns selbst ist, nach einem langen und schmerzhaften Exil. Diese Rückkehr in die „bleibende Stadt“ des Reiches Gottes bedeutet nicht Verachtung und Ablehnung der ganzen irdischen Existenz, sondern die Entdeckung des notwendigen Einzigen, des Schatzes unseres Lebens, nach dem unser Herz sich sehnt, das unsere ganze Existenz und unsere Arbeit auf Erden erleuchtet.“

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