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Donnerstag, 25. Februar 2010

Lehrrede auf dem Berg XXIV

Fortsetzung "arm im Geiste"

Es reicht allerdings nicht, keinen Willen zu haben. Es kommt hinzu, dass ein Mensch, der arm im Geiste ist, auch nichts weiß. Also doch! Trottel nach vorn!
Ich hatte es ja immer befürchtet.
Was schreibt Eckehart: „Der Mensch, der diese Armut haben soll, der muss so leben, dass er nicht (einmal) weiß, dass weder sich selbst noch der Wahrheit noch Gott lebe ... er lasse Gott wirken war er wolle, und der Mensch stehe ledig. Alles, was je aus Gott kam, das ist gestellt auf ein lauteres Wirken. Das dem Menschen zubestimmte Wirken aber ist: Lieben und Erkennen. Nun ist es eine Streitfrage, worin die Seligkeit vorzüglich liege. Etliche Meister haben gesagt, sie liege in der Liebe, andere sagen, sie liege in der Erkenntnis und in der Liebe, und die treffen’s (schon) besser. Wir aber sagen, dass sie weder in der Erkenntnis noch in der Liebe liege; es gibt vielmehr ein Etwas in der Seele, aus dem Erkenntnis und Liebe ausfließen; es selbst erkennt und liebt nicht, wie’s die Kräfte der Seele tun. Wer dieses (Etwas) kennen lernt, der erkennt, worin die Seligkeit liegt. Es hat weder Vor noch Nach, und es wartet auf nichts Hinzukommendes, denn es kann weder gewinnen noch verlieren. Deshalb ist es auch des Wissens darum, dass Gott in ihm wirke, beraubt; es ist vielmehr selbst dasselbe, das sich selbst genießt in der Weise, wie Gott es tut.“ Ah ha, sagen wir und sind verwirrt. Aber nur für einen Moment. Denn die Tatsache, dass wir nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurden, müssen wir nicht mehr herausarbeiten und dass wir demzufolge Gott nacheifern sollen und uns „vergöttlichen“ lassen müssen, ist auch klar. Also gut, Gott ist ewig. Er hat weder Vor noch Nach, er hat vielmehr überhaupt keine Zeit, sondern steht außerhalb der Zeit. Gott ist unendlich, also wartet er auf nichts Hinzukommendes, deshalb kann er weder gewinnen noch verlieren. Zur Unendlichkeit kann man nichts hinzutun oder davon wegnehmen, denn unendlich ist eben unendlich. Und wenn wir uns vergöttlichen lassen, dann geschieht dies auch mit uns. „So quitt und ledig also, sage ich, soll der Mensch stehen, dass er nicht wisse noch erkenne, dass Gott in ihm wirke, und so kann der Mensch Armut besitzen. Die Meister sagen, Gott sei ein Sein und ein vernünftiges Sein und erkenne alle Dinge. Ich aber sage: Gott ist weder Sein noch vernünftiges Sein noch erkennt er dies oder das. Darum ist Gott ledig aller Dinge – und eben darum ist er alle Dinge. Wer nun arm im Geiste sein soll, der muss arm sein an allem eigenen Wissen, so dass er von nichts wisse, weder von Gott noch von Kreatur noch von sich selbst. Darum ist es nötig, dass der Mensch danach begehre, von den Werken Gottes nichts zu wissen noch zu erkennen. In dieser Weise vermag der Mensch arm zu sein an eigenem Wissen.“
Damit nicht genug. Zudem ist der Mensch arm, der nichts hat.
Damit ist bei Eckehart nicht gemeint, dass jemand keine materiellen Dinge besitzt, was dann in Ordnung ist, wenn er freiwillig verzichtet, der also vorsätzlich arm ist.
Laßt uns noch mal zusammenfassen: Ein armer Mensch ist der, der so lebt, dass er keinen eigenen Willen hat, so wie er keinen Willen hatte, als er noch nicht geschaffen war. Des weiteren ist ein armer Mensch im Sinne der Bergpredigt einer, der selbst vom Wirken Gottes in sich nichts weiß.
Nun soll er auch nichts mehr haben.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Lehrrede auf dem Berg XXII

Und noch einmal das „arm sein im Geiste“

Wir müssen also noch einmal zur geistigen Armut zurück und wollen Meister Eckehart selbst zu Wort kommen lassen:
„Zum ersten sagen wir, dass ein armer Mensch sei, der nichts will.“
Hierbei geht es nicht um Menschen, die äußerliche Werke der Buße und Selbstverleugnung erbringen. Solche Menschen nennt Eckehart schlicht „Esel“. Sie sagen zwar, ein armer Mensch sei einer, der nichts wolle. Aber es wird von ihnen falsch aufgefaßt, nämlich so: „dass der Mensch so leben müsse, dass er seinen (eigenen) Willen nimmermehr in irgend etwas erfülle, dass er (vielmehr) danach trachten solle, den allerliebsten Willen Gottes zu erfüllen.“
Eckehart sagt zwar, dass dies schon ganz gut sei, aber bei weitem nicht ausreiche. Menschen die so denken, mögen wegen ihrer guten Absicht das Himmelreich erlangen, aber von der eigentlichen Armut, die Jesus anspricht, wissen sie nichts. Diese Armut geht sehr viel weiter: „Solange der Mensch dies noch an sich hat, dass es sein Wille ist, den allerliebsten Willen Gottes erfüllen
zu wollen, so hat ein solcher Mensch nicht die Armut, von der wir sprechen wollen; denn dieser Mensch hat (noch) einen Willen, mit dem er dem Willen Gottes genügen will, und das ist nicht rechte Armut. Denn, soll der Mensch wahrhaft Armut haben, so muss er seines geschaffenen Willens so ledig sein, wie er’s war, als er (noch) nicht war. Denn ich sage euch bei der ewigen Wahrheit: Solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes zu erfüllen, und Verlangen habt nach der Ewigkeit und nach Gott, solange seit ihr nicht richtig arm. Denn nur das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts begehrt.“
Hier ist ein Zustand angesprochen, den die Mystiker als „Kontemplation“ bezeichnen. In der Definition aus dem Vorwort zu „Die Liebesflamme“ von Johannes vom Kreuz:
Kontemplation ist weniger eine bestimmte Gebetsweise oder Gebetsstufe als vielmehr die Selbstmitteilung Gottes, die dem im geistlichen Leben Fortgeschrittenen ohne sein eigenes Zutun auf immer umfassendere und unmittelbarere Weise zuteil wird, weshalb J.v.K. rät, von sich aus keine Leistungen vollbringen zu wollen, sondern still zu werden und die liebende Einsicht, die Gott schenkt, in völliger Untätigkeit und ‘liebender Achtsamkeit’ auf Gott aufzunehmen. In der Kontemplation werden dem Menschen keine Einzelansichten zuteil, vielmehr werden im in einer gesamtheitlichen liebenden Einsicht das Licht und die Liebe Gottes eingegossen, wodurch er nach und nach geläutert und immer tiefer mit Gott geeint wird. Anfangs erfährt der noch ungeläuterte Mensch die Kontemplation als dunkel und verwirrend, später erlebt er sie als ein umfassenden Erkennen und Lieben zugleich, das sich nicht in einschränkenden Bestimmungen fassen läßt.

Es geht um eine Liebesbeziehung; Menschen die so eine Beziehung zu Gott haben, nennt man Mystiker.
Ist das „biblisch“? lesen Sie dazu folgende Texte: Joh. 6,56; Joh. 15,4; 1. Joh 4,16