Donnerstag, 18. Februar 2010

Lehrrede auf dem Berg XXII

Und noch einmal das „arm sein im Geiste“

Wir müssen also noch einmal zur geistigen Armut zurück und wollen Meister Eckehart selbst zu Wort kommen lassen:
„Zum ersten sagen wir, dass ein armer Mensch sei, der nichts will.“
Hierbei geht es nicht um Menschen, die äußerliche Werke der Buße und Selbstverleugnung erbringen. Solche Menschen nennt Eckehart schlicht „Esel“. Sie sagen zwar, ein armer Mensch sei einer, der nichts wolle. Aber es wird von ihnen falsch aufgefaßt, nämlich so: „dass der Mensch so leben müsse, dass er seinen (eigenen) Willen nimmermehr in irgend etwas erfülle, dass er (vielmehr) danach trachten solle, den allerliebsten Willen Gottes zu erfüllen.“
Eckehart sagt zwar, dass dies schon ganz gut sei, aber bei weitem nicht ausreiche. Menschen die so denken, mögen wegen ihrer guten Absicht das Himmelreich erlangen, aber von der eigentlichen Armut, die Jesus anspricht, wissen sie nichts. Diese Armut geht sehr viel weiter: „Solange der Mensch dies noch an sich hat, dass es sein Wille ist, den allerliebsten Willen Gottes erfüllen
zu wollen, so hat ein solcher Mensch nicht die Armut, von der wir sprechen wollen; denn dieser Mensch hat (noch) einen Willen, mit dem er dem Willen Gottes genügen will, und das ist nicht rechte Armut. Denn, soll der Mensch wahrhaft Armut haben, so muss er seines geschaffenen Willens so ledig sein, wie er’s war, als er (noch) nicht war. Denn ich sage euch bei der ewigen Wahrheit: Solange ihr den Willen habt, den Willen Gottes zu erfüllen, und Verlangen habt nach der Ewigkeit und nach Gott, solange seit ihr nicht richtig arm. Denn nur das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts begehrt.“
Hier ist ein Zustand angesprochen, den die Mystiker als „Kontemplation“ bezeichnen. In der Definition aus dem Vorwort zu „Die Liebesflamme“ von Johannes vom Kreuz:
Kontemplation ist weniger eine bestimmte Gebetsweise oder Gebetsstufe als vielmehr die Selbstmitteilung Gottes, die dem im geistlichen Leben Fortgeschrittenen ohne sein eigenes Zutun auf immer umfassendere und unmittelbarere Weise zuteil wird, weshalb J.v.K. rät, von sich aus keine Leistungen vollbringen zu wollen, sondern still zu werden und die liebende Einsicht, die Gott schenkt, in völliger Untätigkeit und ‘liebender Achtsamkeit’ auf Gott aufzunehmen. In der Kontemplation werden dem Menschen keine Einzelansichten zuteil, vielmehr werden im in einer gesamtheitlichen liebenden Einsicht das Licht und die Liebe Gottes eingegossen, wodurch er nach und nach geläutert und immer tiefer mit Gott geeint wird. Anfangs erfährt der noch ungeläuterte Mensch die Kontemplation als dunkel und verwirrend, später erlebt er sie als ein umfassenden Erkennen und Lieben zugleich, das sich nicht in einschränkenden Bestimmungen fassen läßt.

Es geht um eine Liebesbeziehung; Menschen die so eine Beziehung zu Gott haben, nennt man Mystiker.
Ist das „biblisch“? lesen Sie dazu folgende Texte: Joh. 6,56; Joh. 15,4; 1. Joh 4,16

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