Freitag, 15. Januar 2010

Lehrrede auf dem Berg XII

Vielleicht hilft uns der Zusammenhang weiter.

In Kapitel 24 spricht Jesus über die „Endzeit“, über eine Zeit die uns sehr bekannt vorkommt, weil wir darin leben und zumindest einige der Ereignisse erleben. Lasst uns das nachlesen.

Fertig? Gut.

In dieser Zeit wird von einem treuen Knecht erwartet, dass er den Leuten, die der Herr ihm anvertraut hat, zur rechten Zeit Speise gibt.
Dann fängt Kapitel 25 mit dem Satz an: „Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen...“ Dann? Wann? In der Endzeit, in der Zeit in der es schrecklich zugeht, wird das „Himmelreich“ dieser Parabel gleichen. Sind deshalb die fünf weisen Jungfrauen ein gutes Beispiel? Sollen wir uns verhalten, wie die guten Manager, die den shareholder value voll im Blick haben? „... im Volksbewußtsein hat sich seit langem festgesetzt: Der christliche Gott wolle, dass man auch mit Geld und Vermögen im ganz realen Sinne „wuchere“ und dabei kein Risiko scheue, um es zu vermehren. Die Beob-achtung, die man überall machen kann, nämlich: Wer hat, dem wird gegeben, - dies beruhe auf einer göttlichen Anordnung.“

Kümmern wir uns zuerst um die Manager.

Zur Erklärung des Gleichnisses ist es nützlich, den geschichtlichen Hintergrund zu betrachten. Josephus überliefert in seinem Buch „Geschichte des jüdischen Krieges“ folgende Begebenheit aus dem Altertum:
Herodes I. (gest. 4 n. Chr.) hatte in seinem letzten Testament seinen ältesten Sohn Archälaos zum Nachfolger bestimmt. Aber nur, wenn der römische Kaiser – das war damals Augustus – das Testament be-stätigte, konnte die Verfügung des Herodes in Kraft treten. So wollte Archälaos sich nach Rom einschiffen, um sich dort beim Kaiser als Nachfolger seines Vaters auf den Königsthron zu bewerben (vgl. Lukas 19,14). Zu brutal und intrigant war das Haus des Herodes gegen die Bevölkerung vorgegangen. Sie hatten u.a. die Markt- und Wegezölle auf ein unerträgliches Maß hochgeschraubt, um sich persönlich zu bereichern. Aber Augustus bestätigte weitgehend das Testament Herodes I. er setzte Archälaos als Teilkönig über Judäa, Samaria und Idumäa ein (vergl. Lukas 19.15). Während seiner 9-jährigen Regierung unterdrückte er die Einwohner des Landes so grausam, wie es schon sein Vater getan hatte, und brach alle einstigen Versprechen, auch die, in ökonomischer Hinsicht milde zu sein. Josephus faßt seine Bericht über Archälaos so zusammen: „Seine Herrschaft war roh und tyrannisch.“

Damit können wir aus dem Zusammenhang wissen, dass dieser König nicht unser König ist und auch wir kommen als Knechte dieses Königs nicht in Betracht.
„Du bist ein harter Mensch, du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.“ Der Tyrann widerspricht dem nicht einmal, denn das ist die offensichtliche Wahrheit. Er verlangt sogar, der Knecht hätte doch gefälligst das Geld der Bank geben und mit Zinsen verleihen können. Ein klarer Verstoß gegen das Zinsverbot der Thora (Ex. 22,24; Lev. 25, 35-38; Dt. 23, 19f; Ez. 18,17).
Am Ende bringt der Tyrann den armen Kerl auch noch ohne Gerichtsverfahren um. Eine Tat, die auf Archälaos gut paßt: „Archälaos behandelte wegen der früheren Empörung (die Abordnung ist gemeint, die dem Herrn, dem Archälaos nachgereist ist, um den Kaiser zu veranlassen, ihm die Königwürde nicht zu geben) nicht nur die Judäer sonder auch die Samaritaner so grausam, dass er von Abordnungen beider Völker bei Kaiser verklagt und im 9. Jahr seiner Regierung nach .... Gallien verbannt wurde.“

So ist es in der Endzeit im Reich Gottes, das von seinem Bodenpersonal verwaltet wird. Deshalb sagt Jesus auch am Ende des Gleichnisses in Vers 31: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit ... wird er sie von einander scheiden .. die Schafe von den Böcken.“ Kann durchaus sein, dass dann ganz andere mit den Zähnen klappern.

Was ist das „Reich Gottes“? Die Frage sollten wir klären, damit es keine Mißverständnisse gibt.

(Lehrrede auf dem Berg; Matthäus 5 ff; auch: Bergpredigt)

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