Mittwoch, 10. Februar 2010

Lehrrede auf dem Berg XVIIII

Was ist der „Sinn“ dieser "Goldenen Regel"?
Laßt uns dabei auch an die fast simple Regel denken: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“. Der Mensch erntet nicht, was er unterlassen hat zu säen. Der Sinn ist nicht nur, dass andere gesegnet werden (oder einfach nur in Ruhe gelassen werden), der Sinn ist, dass ich selbst gesegnet werde, wenn ich andere segne.

Ein Mensch kann durch Gesetze und entsprechende Kontrollen dazu gebracht werden, bestimmte Dinge zu lassen. Durch die Straßenverkehrsordnung wird jeder dazu bestimmt, demjenigen, der von rechts kommt, die Vorfahrt zu lassen. Aber die Straßenverkehrsordnung kann mich nicht zwingen, einen müden Fußgänger mitzunehmen. Dabei kann das sehr unterhaltsam sein. Oder auch sehr lehrreich: Ein Porschefahrer übt Ralleyfahren im Gebirge. Am Fahrbahnrand sieht er ein Stück voraus ein altes Mütterchen hocken, die offenbar nicht weitergehen kann. Er nimmt sie mit und übt im weiteren wieder das Ralleyfahren: Rein in die Kurve, raus aus der Kurve, dritter, zweiter, dritter, vierter Gang, runter in den Zweiten, rauf in den Dritten. Schließlich sagt das Mütterchen nach einer Weile: „Jetzt ist es aber gut, junger Mann, nun lassen sie mal schön die Hände am Lenkrad, das Benzin kann ich ja für sie umrühren.“ Ohne Barmherzigkeit, ohne dieser Frau das zu tun, was er selbst an ihrer Stelle gern gehabt hätte, hätte sich der junge Mann dieses schöne Wissen nie erwerben können: Benzin muss man umrühren.
Barclay meint, es sei eben doch ein Unterschied, ob ich nur nach der Maxime lebe: „Ich darf niemandem Schaden zufügen“ oder nach dem Grundsatz: „Ich muss alles in meinen Kräften Stehende tun, um anderen zu helfen.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen