Montag, 22. Februar 2010

Lehrrede auf dem Berg XXIII

Ponticus Evagirus beschreibt Kontemplation so: Das Ziel der Kontemplation ist die Schau der Hl. Dreieinigkeit. Diese Schau ist aber jenseits aller Form, sie ist vollkommen einfach. Sie verlangt, dass der Mensch ganz und gar frei wird von allem begrifflichen Denken und von seinen Leidenschaften. Es muß ein Zustand erreicht werden, in dem die Leidenschaften uns nicht mehr beherrschen, sondern mit einander im Einklang sind. Der menschliche Geist wird ganz rein und lauter, offen für Gott und zugleich einfach und gesund. Ziel ist die Einheit mit Gott, das eigentliche Ziel jedes Menschen. Evagrius spricht von der Einheit, um damit auszudrücken, dass ein solcher Mensch in liebender Vereinigung zur vollkommenen Erkenntnis der Hl. Dreifaltigkeit gekommen ist. Das Licht Gottes beginnt in der Seele zu leuchten: „Wenn ein Mensch den alten Menschen abgelegt und den neuen Menschen angezogen hat, der eine Schöpfung der Liebe ist, dann wird er zur Stunde des Gebetes erkennen, wie sein Zustand einem Saphir gleicht, der klar und hell leuchtet“, der Mensch findet seinen Frieden und indem er mit Gott eins wird, wird er auch eins mit seinem wahren Wesen, die Seele wird gesund. (Was hast du dir vorgestellt, wie dieser Friede aussieht, der alle Vernunft übersteigt und den die Welt nicht geben kann?)
Nach Ponticus meint Kontemplation, das wir alle Gedanken und Bilder, alle Vorstellungen und Gefühle, hinter uns lassen und jenseits des Denkens und Fühlens eins werden mit Gott. man vergisst sich selbst und zugleich ist man sich selbst höchst bewusst. Man denkt über das Einswerden nicht mehr nach, die Gedanken hören auf, ich bin einfach da, ich bin in Gott, ich bin ganz im Augenblick, ich übersteige die Zeit, ich berühre die Ewigkeit. Auf einmal wird alles klar. Ich spüre: Es ist alles gut. Alles hat seinen Sinn. Ich bin einverstanden mit Gott, mit meinem Leben, mit allem. Alles Kämpfen hört auf, die Gedanken, die sich gegenseitig anklagen und
entschuldigen (Röm 2, 15) sind still. Ein Zustand, in dem ich einfach nur da bin, und ahnen kann was das Geheimnis Gottes ist, der von sich nur sagt: „Ich bin, der ich bin“. Reines Sein. Alles ist gut, alles ist von Gott durchdrungen. Gott IST.
Das deckt sich mit dem, was Eckehart sagt: „Ehe die Kreaturen waren, war Gott (noch) nicht „Gott“: er war vielmehr, was er war.“ Das kommt uns vielleicht im ersten Moment seltsam vor, aber denkt daran, wie Gott sich dem Mose vorstellt: „Ich bin der ich bin“. Und dann, im Laufe der Geschichte offenbart er seinem Volk, wer er für sie ist: Gott, der vorhersieht, Gott, dein Arzt, Gott Imanuel etc.
In der Kontemplation wird der Mensch „arm im Geiste“, er wird wie Gott: reines Sein.

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